Mehr Räder, weniger Autos in Brüssel

Die belgische Hauptstadt Brüssel meldet deutliche Fortschritte in ihrer Verkehrspolitik. Zum Ende des vorigen Sommers wurde damit begonnen, „Good Move“ umzusetzen, ein ehrgeiziger Plan zur Reduktion des Autoverkehrs. Das Ziel von „Good Move“ ist es, den Autoverkehr bis 2030 um 24 Prozent zu drosseln. So wurde etwa der Verkehr im Stadtzentrum, durch das sich täglich unendliche Blechkolonnen schlängeln, teilweise auf Ausweichrouten umgeleitet, Hauptverkehrsstraßen wurden zu Einbahnen. Auch der Zugang zu einigen Straßen wurde gesperrt, einige Boulevards sind nun vollständig verkehrsberuhigt.

Nun zieht man eine Bilanz: „In etwas mehr als einem Jahr haben wir einen Rückgang des Transitverkehrs im Stadtzentrum um 27 Prozent und einen erstaunlichen Anstieg der Zahl der Radfahrerinnen und Radfahrer auf unseren Straßen um 36 Prozent erlebt“, sagte der zuständige Stadtrat Bart Dhondt (Grüne) gegenüber Politico. „Was wir sehen, ist eine Verkehrsverlagerung: Die Menschen setzen auf aktive Mobilität, und das ist nicht nur gut für ihre persönliche Gesundheit, sondern auch für die der Bewohnerinnen und Bewohner, die jetzt weniger schädlichen Autoabgasen und den mit dem Autoverkehr verbundenen Gefahren ausgesetzt sind.“

Dhondt gab zu, dass das Projekt einen holprigen Start hatte: In den ersten Wochen kam es häufig zu Staus, Protesten und Beschwerden von verärgerten Anrainerinnen und Anrainern sowie Geschäftsleuten. „Wir wussten, das wird kein Kinderspiel", so Dhondt. Die Stadt aber hielt an ihrem Kurs fest. Schon nach drei Monaten sei eine deutliche Verkehrsentlastung in der City spürbar gewesen. Laut Dhondt sei deshalb auch eine wachsende Zahl von Menschen in den historischen Kern Brüssels gezogen, weil weniger Verkehr herrsche.

Auch habe es manch großes Unternehmen justament in autofreie Gegenden gezogen. Dhondt nannte gegenüber Politico als Beispiel den französischen Energiekonzern Total, der nun an der Fußgängerzone des Boulevard Anspach residiert. „Da haben Sie ein Unternehmen, das nicht besonders umweltfreundlich ist und sich hier niedergelassen hat, weil seine Mitarbeitenden ausdrücklich darum gebeten haben, den Arbeitsplatz ohne Auto erreichen zu können, von dem man nach der Arbeit zu schönen Bars und Restaurants laufen kann", sagte er. Die Stadt will nun die provisorische „Good Move“-Infrastruktur – hauptsächlich Betonbarrieren – dauerhaft und attraktiver machen.

Die Ambitionen anderer belgischer Gemeinden scheiterten hingegen am Widerstand der örtlichen Bevölkerung. Sie haben verkehrsberuhigende Maßnahmen abgeschwächt oder ganz gestoppt.