Bergkarabach: Armenien warnt vor neuen Kämpfen

Die Lage zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan hat sich nach Einschätzung der armenischen Hauptstadt Eriwan stark zugespitzt und droht, militärisch zu eskalieren.

„Aserbaidschan hat im Verlauf der letzten Tage Streitkräfte entlang der Kontaktlinie mit Bergkarabach und an der Grenze zu Armenien zusammengezogen“, sagte der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan heute laut örtlichen Medien. Die beiden Kaukasus-Staaten kämpfen seit Jahrzehnten um Bergkarabach.

Paschinjan fordert UNO zum Handeln auf

Die antiarmenische Rhetorik in Aserbaidschan hat Paschinjan zufolge weiter zugenommen, Baku erhebe immer weitere Ansprüche auf armenisches Territorium. „Aserbaidschan demonstriert Absichten einer neuen militärischen Provokation gegen Bergkarabach und Armenien.“ Paschinjan forderte rasches Handeln der Vereinten Nationen und der Internationalen Gemeinschaft, um den Ausbruch eines neuen Krieges zu verhindern.

Die beiden im Südkaukasus gelegenen Staaten Armenien und Aserbaidschan kämpfen seit Jahrzehnten um die Region Bergkarabach, die auf aserbaidschanischem Gebiet liegt, aber mehrheitlich von Armenierinnen und Armeniern bewohnt wird.

Anfang der 1990er Jahre löste sich die Konfliktregion mit der Unterstützung Eriwans nach einem blutigen Bürgerkrieg von Baku. 2020 gelang den dank fließender Öleinnahmen hochgerüsteten Aserbaidschanern mithilfe der Türkei die Revanche.

Aserbaidschan blockiert Armeniens einzigen Zugang

In einem Waffenstillstandsabkommen mussten die Armenierinnen und Armenier mehr als 70 Prozent der zuvor von ihnen kontrollierten Gebiete in Bergkarabach sowie besetzte aserbaidschanische Bezirke in der Umgebung abtreten. Trotz eines von russischen Truppen überwachten Waffenstillstands kommt es immer wieder zu Gefechten.

Aserbaidschan blockiert zudem seit Monaten den Latschin-Korridor, der Armeniens einziger Zugang zu Bergkarabach ist. Beobachterinnen und Beobachter beschreiben die Lage in Bergkarabach als katastrophal. Es fehlt demnach etwa an Lebensmitteln und Medikamenten, zuletzt wurde Brot nur noch gegen Bezugsscheine ausgegeben.