Überflutungen in Flamouli (Griechenland)
Reuters
Schwere Schäden

Starkregen von Griechenland bis Hongkong

Ob Südeuropa, Hongkong oder Brasilien: In vielen Teilen der Welt sind diese Woche schwere Regenfälle verzeichnet worden. Hongkong meldete etwa die schwersten Regenfälle seit knapp 140 Jahren. Auch in Griechenland war mancherorts die Rede von außergewöhnlichen Niederschlägen.

Seit Montag hatte sich das Sturmtief „Daniel“ über der mittelgriechischen Region Thessalien festgesetzt und bis Donnerstag angehalten. In den vergangenen Tagen kam es dadurch zu extremen Regenfällen: So fielen örtlich zwischenzeitlich mehr als 750 Liter Wasser je Quadratmeter in weniger als 24 Stunden. Die Regenfälle folgten in Griechenland auf verheerende Waldbrände.

Im griechischen Katastrophengebiet gelang es Rettungskräften am Freitag, Hunderte Menschen aus überschwemmten Dörfern in Sicherheit zu bringen. Die Zahl der Toten lag am späten Nachmittag laut einem Bericht von ERTnews bei zehn, zwei Österreicher gelten als vermisst. Die Lage bleibt unüberschaubar: Bisher konnten die Rettungskräfte längst noch nicht in alle Überschwemmungsgebiete vordringen. Auch die Schäden werden erst langsam sichtbar.

Menschen werden mit Booten evakuiert, Palamas Griechenland
Reuters/Giorgos Moutafis
Im griechischen Palamas werden zahlreiche Menschen auf Schlauchbooten in Sicherheit gebracht

Enorme Schäden und Berge von Matsch

Besonders dramatisch war die Lage am Freitag in den Städten Larisa und Volos sowie in der Gemeinde Karditsa, die einem großen See gleicht. Insgesamt seien rund 72.000 Hektar Fläche überschwemmt, teilten die Meteorologinnen und Meteorologen mit. Für die Stadt Larisa wurde ob der Regenmengen Alarm ausgelöst – dort erreichte der Fluss Pinios zwischenzeitlich einen Pegelstand von 9,5 Metern, während es normalerweise rund vier Meter sind, wie die Zeitung „Kathimerini“ schrieb.

Die Hafenstadt Volos verzeichnet gewaltige Infrastrukturschäden und kämpft mit Bergen von Matsch, die das Wasser in die Straßen spülte. Die gesamte Region Thessalien gilt als die „Kornkammer“ Griechenlands, hier standen die meisten Felder teils meterhoch unter Wasser.

Schäden und Tote in Bulgarien und Türkei

In Griechenlands Nachbarländern Türkei und Bulgarien hatte es in den vergangenen Tagen ebenfalls heftige Regenfälle gegeben. So war es nach Starkregen zu Überschwemmungen in der westtürkischen Provinz Kirklareli sowie in der Millionenmetropole Istanbul gekommen. In der Provinz Kirklareli kamen insgesamt sechs Menschen ums Leben, in Istanbul zwei. Mehrere Tote sowie Schäden in Höhe mehrerer Millionen Euro wurden auch an der bulgarischen Schwarzmeer-Küste gemeldet. Überschwemmungen waren an der Schwarzmeer-Küste bisher selten.

in Meer geschwemmtes Auto in Tsarevo, Bulgarien
Reuters/Stoyan Nenov
An der bulgarischen Schwarzmeer-Küste wurden Autos, Wohnwagen und sogar Bungalows ins Meer getrieben

Rekordregen legt Hongkong lahm

Enorme Niederschlagsmengen wurden auch in anderen Weltregionen – darunter Südamerika und Asien – verzeichnet: Die asiatische Finanzmetropole Hongkong wurde am Freitag von den schwersten Regenfällen seit vielen Jahrzehnten lahmgelegt. Mehr als 140 Menschen wurden dabei bisher verletzt. Zudem seien mindestens zwei Menschen bei den schweren Unwettern ums Leben gekommen, berichtete die Hongkonger Zeitung „South China Morning Post“ am Samstag unter Berufung auf die Polizei.

Die Regierung der chinesischen Sonderverwaltungsregion sprach von „extremen Bedingungen“. Schulen blieben geschlossen, Unternehmen wurden aufgefordert, ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen freizugeben. Die Regenfälle begannen am Donnerstagabend. In der Nacht zum Freitag registrierte die Wetterwarte in Hongkong dann einen neuen Regenrekord. Am Hauptsitz des Observatoriums wurden innerhalb einer Stunde 158,1 Millimeter Regen pro Quadratmeter gemessen. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1884. Es wurde eine „schwarze Warnung“ für weitere starke Regenfälle herausgegeben.

Überschwemmung in Hongkong
APA/AFP/Bertha Wang
Rekordniederschläge in Hongkong: In der asiatischen Metropole wurden Straßen, Tiefgaragen und U-Bahn-Stationen geflutet

Rotes Kreuz ruft zu Blutspenden auf

In sozialen Netzwerken wurden Bilder von vollgelaufenen Tiefgaragen und überfluteten U-Bahn-Stationen geteilt. Zahlreiche Straßen verwandelten sich in reißende Flüsse. Auch kam es zu Erdrutschen. Regierungschef John Lee sprach auf Facebook von einem „Jahrhundertregen“ und rief die Bevölkerung auf, möglichst nicht vor die Tür zu gehen.

Die Krankenhäuser baten um Blutspenden. Der Blutspendedienst des Roten Kreuzes rief am Samstag per Mitteilung die Öffentlichkeit dazu auf. „Die Bestände wurden bis zu einem niedrigen Niveau aufgebraucht und reichen nur noch vier Tage“, hieß es.

Auch chinesische Metropole Shenzen betroffen

Auch in der benachbarten chinesischen Metropole Shenzhen kam es zu extremen Regenfällen und Überschwemmungen. Erst am Wochenende hatte der Taifun „Saola“ die Region mit heftigen Regenfällen und Sturmböen heimgesucht. Anders als jetzt beim Regensturm hatten die Behörden jedoch lange im Voraus vor „Saola“ gewarnt.

Überschwemmungen im Süden Brasiliens

In den brasilianischen Bundesstaaten Rio Grande do Sul und Santa Catarina war die Zahl der Toten auf mindestens 38 gestiegen. Ein Wirbelsturm hatte Anfang der Woche in den beiden Bundesstaaten Starkregen ausgelöst, der zu Überschwemmungen und Erdrutschen führte. Es gebe große Zerstörung in der betroffenen Region, ganze Gemeinden stünden unter Wasser, sagte der Gouverneur von Rio Grande do Sul, Eduardo Leite, der Mitteilung zufolge.

In vielen Teilen der Welt sind diese Woche schwere Regenfälle verzeichnet worden. Hongkong meldete die schwersten Regenfälle seit knapp 140 Jahren. In Griechenland war mancherorts die Rede von außergewöhnlichen Niederschlägen. Im Süden Brasiliens hatte ein Wirbelsturm Starkregen ausgelöst, der zu Erdrutschen und Überschwemmungen führte. Im Bundesstaat Rio Grande do Sul kamen mindestens 41 Menschen ums Leben.

Flüsse traten über die Ufer, ganze Landstriche wurden überschwemmt. Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen und sich in Sicherheit bringen, berichteten Medien. Es handle sich um das „schlimmste Wetterdesaster“ des Bundesstaates, wird Leite in der BBC zitiert.

Zerstörte Wohnhäuser in Rio Grande do Sul, Brasilien
Reuters/Diego Vara
Im Süden Brasiliens hatte ein Wirbelsturm Starkregen ausgelöst, der zu Überschwemmungen und Erdrutschen führte

August: Ungewöhnliche Regenmengen in Teilen Österreichs

Auch hierzulande wurden in den vergangenen Wochen große Mengen an Regen verzeichnet: Laut einer österreichweiten Auswertung der GeoSphere Austria (Stand 31. August) lag die Niederschlagsmenge im Sommer um sechs Prozent über dem vieljährigen Mittel. Das setzt sich einer Aussendung zufolge zusammen aus einem trockenen Juni (minus 35 Prozent), einem durchschnittlichen Juli (minus zwei Prozent) und einem feuchten August (plus 56 Prozent).

So regnete es zum Beispiel im August in Teilen West- und Südösterreichs in wenigen Tagen so viel wie in einem durchschnittlichen gesamten August: In einigen Regionen brachte der Sommer sogar neue Regenrekorde, vor allem in Kärnten: In Bad Eisenkappel regnete es im heurigen Sommer 790 Millimeter. Der bisherige Rekord lag hier bei 618 Millimeter im Sommer 2014 (Messungen seit 1974), auf dem Loibl regnete es 1.092 Millimeter. Der bisherige Rekord lag hier bei 820 Millimetern im Sommer 2020 (Messungen seit 1959).

UNO-Chef mit klarem Appell

Der August war laut EU-Klimawandeldienst Copernicus in vielen Regionen der Erde trockener oder nasser als im Mittel üblich. Zudem sind die Weltmeere bereits seit fast einem halben Jahr außergewöhnlich warm, wodurch das Risiko für Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Starkregen steigt. „Unser Klima implodiert schneller, als wir mit extremen Wetterereignissen, die jeden Winkel des Planeten treffen, fertig werden können“, sagte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres.

Er forderte die Staats- und Regierungschefinnen und -chefs kurz vor dem G-20-Gipfel in Indien zum Handeln auf. „Wir können das schlimmste Klimachaos immer noch verhindern – und wir haben keinen Moment zu verlieren.“ Copernicus-Vizedirektorin Samantha Burgess sagte: „Wir werden weiterhin Klimarekorde sowie intensivere und häufigere extreme Wetterereignisse sehen, die sich auf Gesellschaft und Ökosysteme auswirken, bis wir aufhören, Treibhausgase auszustoßen.“