16-Jähriger hirntot: Familie klagt Pariser Polizei

Die Familie eines 16-jährigen Motorradfahrers, der nach einem Zusammenstoß mit einem Polizeiauto in einer Pariser Vorstadt für hirntot erklärt wurde, wirft der Polizei eine Verfolgungsjagd vor.

„Augenzeugen berichten, dass das Polizeiauto schnell gefahren ist, um ihm den Weg abzuschneiden“, sagte der Anwalt Yassine Bouzrou heute dem Sender France Info. „Es war kein Unfall“, fügte er hinzu. Die Familie reichte Klage wegen versuchten Totschlags ein.

Vorzeitig für tot erklärt

Der Anwalt kritisierte die Freilassung der beiden Polizisten, die zunächst in Gewahrsam genommen worden waren. Zudem warf er der Staatsanwaltschaft vor, vorzeitig den Tod des Jugendlichen bekanntgegeben zu haben. Später hatte die Staatsanwaltschaft das korrigiert und erklärt, dass der 16-Jährige hirntot sei.

Der Zusammenstoß ereignete sich am Mittwochabend in Elancourt, einem Ort etwa 30 Kilometer südwestlich von Paris. Nach Angaben aus Polizeikreisen hatte der Bursch versucht, einer Polizeikontrolle zu entgehen. Ein Polizeiwagen sei ihm „mit Abstand“ gefolgt.

Das zweite Polizeiauto sei auf dem Rückweg von einem anderen Einsatz gewesen. „Es war ein unglücklicher Unfall“, sagte der Anwalt der Polizisten, Laurent-Franck Lienard.

Die Staatsanwaltschaft von Versailles ermittelt wegen Nichtbefolgens einer Anordnung durch den Jugendlichen sowie des Verdachts der fahrlässigen Tötung.

Sorge vor neuen Unruhen

Der Vorfall löste Furcht vor neuen Ausschreitungen aus. In der Nacht auf heute kam es lediglich zu kleineren Scharmützeln. Der Tod des 17 Jahre alten Nahel M. Ende Juni in der Pariser Vorstadt Nanterre, der sich ebenfalls geweigert hatte, sein Fahrzeug anzuhalten, hatte tagelange Unruhen in Frankreich ausgelöst.