Zerstörung nach Erdbeben in Marokko
Reuters/Al Oula TV
Marokko

Hunderte Tote nach Erdbeben

Bei einem schweren Erdbeben in Marokko in der Nacht auf Samstag sind mehr als 600 Menschen ums Leben gekommen. Das geht aus einer Bilanz des Innenministeriums hervor. Außerdem wurden 329 Verletzte zur Behandlung in Krankenhäuser gebracht. Das Beben mit einer Stärke von 6,8 ereignete sich gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch.

Zuvor meldete das Innenministerium knapp 300 Tote. Nach wenigen Stunden erhöhte sich die Zahl der Todesopfer auf mindestens 632. Informationen über Betroffene aus Österreich lägen derzeit nicht vor, teilte das Außenministerium der APA am Samstagvormittag mit. Aktuell seien jedoch rund 30 Personen reiseregistriert. Ein Mitarbeiter der österreichischen Botschaft in Rabat sei bereits auf dem Weg in das besonders betroffene Krisengebiet Marrakesch.

Laut Ministerium befinden sich aktuell rund 215 Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher in Marokko. „Sie wurden noch in der Nacht per SMS und E-Mail kontaktiert und werden aktuell von der Botschaft durchgerufen“, sagte eine Sprecherin. In diesem Zusammenhang verwies das Ministerium auch auf den Bereitschaftsdienst (+43 1 90115 4411), der rund um die Uhr erreichbar sei. Ob Österreich eine Hilfsmission schickt, sei derzeit noch offen.

Marokko: Hunderte Tote nach Erdbeben

Bei einem schweren Erdbeben in Marokko sind mindestens 632 Menschen ums Leben gekommen. Das Beben habe laut US-Erdbebenwarte (USGS) eine Stärke von 6,8 gehabt. Laut Behördenangaben ist es das erste Mal seit einem Jahrhundert, dass ein derart starkes Erdbeben in Marokko registriert wurde. Auch in Nachbarländern war das Beben zu spüren.

Die Bundesregierung sei „selbstverständlich bereit, Marokko bestmöglich zu unterstützen“, wurde mitgeteilt. Hilfsersuchen sei jedoch noch keines eingelangt. Man sei diesbezüglich in Abstimmung mit den Partnernationen in der EU. Das Ministerium drückte in diesem Zusammenhang auch seine Betroffenheit über das Beben aus. „In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei den Betroffenen, ihren Familien und den Rettungskräften.“

Erdbeben mit Stärke 6,8

Die US-Erdbebenwarte (USGS) teilte mit, das Beben habe am Freitag um 23.11 Uhr (Ortszeit, Samstag um 00.11 Uhr MESZ) stattgefunden, eine Stärke von 6,8 gehabt und sich in einer Tiefe von 18,5 Kilometern gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch und 60 Kilometer nordöstlich der Stadt Taroudant ereignet. Das Epizentrum sei im Atlasgebirge gelegen. Das Geofon des Helmholtz-Zentrums Potsdam gab die Stärke des Bebens mit 6,9 an. Kurze Zeit später meldete die US-Behörde ein Nachbeben der Stärke 4,9.

Zerstörung nach Erdbeben in Marokko
Reuters/Al Oula TV
Das Erdbeben hat gewaltige Schäden hinterlassen

Laut Augenzeugenberichten löste das Erdbeben in Marrakesch, Agadir und anderen Städten bei Bewohnern Panik aus. Wie die Zeitung „Le Matin“ berichtete, war das Beben auch in Rabat und Casablanca zu spüren. Bilder und Videos aus sozialen Netzwerken zeigen zerstörte Gebäude in Städten und auf den Straßen sitzende Menschen. Medienberichten zufolge wurden auch historische Wahrzeichen beschädigt.

Erdbeben auch in Portugal zu spüren

Marokkaner und Marokkanerinnen posteten Videos, auf denen zu Schutt zerfallene Gebäude und beschädigte Teile der berühmten roten Mauern zu sehen sind, die die Altstadt von Marrakesch umgeben, ein UNESCO-Weltkulturerbe. Andere Videos zeigen schreiende Menschen, die Restaurants in der Stadt verließen. Das Beben war Berichten zufolge auch in Portugal und Algerien zu spüren.

Auf die Straße geflüchtete Einwohner in Marrakesh, Marokko
APA/AFP/SENNA
Bewohner und Bewohnerinnen verbrachten die Nacht im Freien

Nasser Jabour, Leiter einer Abteilung des Nationalen Instituts für Geophysik, bestätigte, dass die Nachbeben weniger stark seien. Das Beben sei in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren gewesen, sagte er der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP. Es sei das erste Mal seit einem Jahrhundert, dass ein derart starkes Erdbeben in Marokko registriert worden sei.

Erdbeben in Nordafrika sind relativ selten. 1960 hatte sich laut dem Sender al-Arabija in der Nähe von Agadir ein Beben der Stärke 5,8 ereignet, bei dem Tausende Menschen ums Leben kamen.

Zerstörung nach Erdbeben in Marokko
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Es wird mit weiteren Toten gerechnet

EU bietet Hilfe an

Die Europäische Union hat Marokko indes Hilfe angeboten. „Die EU ist bereit, Marokko in diesen schwierigen Momenten zu unterstützen“, sagte EU-Ratspräsident Charles Michel Samstagfrüh. Die Nachrichten aus dem Land seien schrecklich. Er sei in Gedanken bei allen, die von der Tragödie betroffen seien, und bei den Rettungskräften. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen äußerte ebenso ihr Mitgefühl. Sie sei angesichts des schrecklichen Erdbebens mit ganzem Herzen beim marokkanischen Volk.

Auch mehrere Länder boten ihre Hilfe an, darunter Italien: Premierministerin Giorgia Meloni habe „ihre Verbundenheit und Solidarität mit Marokkos Premierminister Aziz Akhannouch, den Familien der Opfer und dem marokkanischen Volk zum Ausdruck gebracht und die volle Bereitschaft Italiens bekundet, Marokko in dieser Notlage zu unterstützen“, hieß es in einer Presseaussendung.

Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan meldete sich: „Wir stehen unseren marokkanischen Geschwistern an diesem schweren Tag mit allen Mitteln zur Seite“, schrieb Erdogan am Samstag auf Twitter (X). Er drückte sein Bedauern angesichts der vielen Toten aus und wünschte den Verletzten schnelle Genesung.

Guterres „tieftraurig“

Auch UNO-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich bestürzt. Der Generalsekretär sei „tieftraurig“, teilte ein Sprecher mit. Er spreche der Regierung und dem Volk Marokkos seine Solidarität in diesen schweren Zeiten und den Familien der Opfer sein Beileid aus. Den Verletzten wünsche Guterres eine rasche Genesung. Die Vereinten Nationen stünden bereit, die Regierung Marokkos in ihren Bemühungen zu unterstützen, der betroffenen Bevölkerung zu helfen.

Aufruf zu Spenden

Das Rote Kreuz rief am Samstag zu Spenden auf. „Das ganze Ausmaß der Katastrophe wird erst in den nächsten Stunden und Tagen klar sichtbar werden. Erste Hilfsmaßnahmen laufen bereits. Der Marokkanische Rote Halbmond unterstützt vor allem mit Erster Hilfe, psychosozialer Unterstützung und mit Evakuierungs- und Transportunterstützung der Behörden“, wird Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer in einer Aussendung zitiert.