Zulu-Chef Buthelezi ist tot: SPÖ-ÖVP-Zwist vor 35 Jahren

Mit Mangosuthu „Gatsha“ Buthelezi ist gestern eine der umstrittensten Persönlichkeiten aus dem südafrikanischen Freiheitskampf gestorben. Der südafrikansiche Präsident Cyril Ramaphosa zeigte sich „zutiefst traurig“ über den Tod des langjährigen Vorsitzenden der Inkatha-Freiheitspartei (IFP).

Er sei ein „herausragenden Anführer“ gewesen. Buthelezi sorgte aber nicht nur in Südafrika für Diskussionen. In Österreich hatte sein Besuch in den späten 80er Jahren zu einem Koalitionszwist zwischen ÖVP und SPÖ geführt.

Der Zulu-Stammeschef, Parteichef und spätere Innenminister von Nelson Mandela galt lange Zeit als Hoffnungsträger und Freiheitskämpfer, wurde von seinen früheren Verbündeten und späteren Gegnern beim Afrikanischen Nationalkongress (ANC) aber auch als Handlanger der Apartheidregierung kritisiert.

Mangosuthu Buthelezi
Reuters/Rogan Ward

Österreichs Kontakt zum Apartheidregime

Als Chief Minister von KwaZulu stand er im engen Austausch mit dem rassistischen Apartheidregime und konnte daraus auch Vorteile für sich schlagen. Zu dieser Zeit intensivierte Österreich seine Kontakte nach Südafrika. Ende der 70er kam Ministerpräsident Balthazar Johannes Vorster nach Wien, 1984 dessen Nachfolger Pieter Willem Botha. Auf den Straßen wurde heftig protestiert.

1988 wurde Buthelezi zum alljährlich stattfindenden Europäischen Forum in Alpbach eingeladen. Kritiker und Kritikerinnen forderten umgehend ein Einreiseverbot für den „Apartheidkollaborateur“, wie betont wurde. Der damalige Innenminister Karl Blecha (SPÖ) folgte den Forderungen. Die Behörden erteilten Buthelezi kein Einreisevisum.

Eröffnung Forum Alpbach 1988

Daraufhin echauffierte sich die ÖVP und forderte Blecha auf, die Entscheidung zurückzunehmen. Außenminister Alois Mock (ÖVP) erklärte, dass ein Einreiseverbot für den „nicht unumstrittenen“ Buthelezi ein „Verstoß gegen die Universalität unserer Beziehungen“ wäre. Doch die SPÖ weigerte sich, Buthelezi einreisen zu lassen.

Mock überrumpelte Blecha

Doch Außenminister Mock verfügte entgegen der Entscheidung des Innenministeriums, dass Buthelezi ein Einreisevisum nach Österreich ausgestellt wird. Er wies die österreichische Botschaft in Südafrika an, den Sichtvermerk auszustellen, wenn Buthelezi darum ansuchen sollte. Für Blecha war das „eine eindeutige Kompetenzüberschreitung“, er verwies auf ein Gutachten des Verfassungsdienstes, das er in Auftrag gegeben hatte.

Buthelezi durfte aber trotzdem einreisen. Am Eröffnungstag des Europäischen Forums in Alpbach im August 1988 protestierte die Anti-Apartheid-Bewegung gegen den Auftritt des Politikers. Während Außenminister Mock Buthelezi offiziell empfing, sagte der damalige Finanzminister Ferdinand Lacina (SPÖ) sein Kommen ab. Er sollte die Eröffnungsrede halten.

Regierungschef von KwaZulu

Der aus einer Königsfamilie des großen Zulu-Volkes stammende Buthelezi hatte nach einem Geschichtsstudium 1953 die Leitung des Buthelezi-Clans übernommen, 1975 gründete er die IFP, zunächst als Organisation für die Zulu-Kultur. 1976 wurde er Regierungschef des von der Apartheidregierung als autonom betrachteten Stammesgebiets KwaZulu in Natal.

Die Anhänger und Anhängerinnen des damals in Südafrika verbotenen African National Congress schlossen die Inkatha aus, als sie 1983 das Sammelbecken United Democratic Front (UDF) gründeten. Der Konflikt beider Gruppen führte zu einem grausamen Machtkampf mit mehr als 20.000 Toten.