Spaniens Fußballverbandspräsident Luis Rubiales
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Nach Kussskandal

Verbandschef Rubiales tritt zurück

Der suspendierte Präsident des spanischen Fußballverbandes (RFEF), Luis Rubiales, tritt im Zuge des Kussskandals zurück. Das kündigte er am Sonntag in einem offenen Brief und in einem Interview an. Rubiales hatte bei der Siegerehrung der Frauen-Fußball-WM eine spanische Spielerin auf den Mund geküsst. Zuletzt wurde eine Klage wegen sexueller Nötigung eingereicht.

In einer Erklärung von Rubiales hieß es, dass er seinen Rücktritt beim amtierenden Verbandspräsidenten Pedro Rocha eingereicht habe. In einem Interview in der Sendung „Piers Morgan Uncensored“ sagte er weiters, dass er seine „Arbeit nicht fortsetzen“ könne.

„Nach der schnellen Suspendierung durch die FIFA (Weltfußballverband, Anm.) und dem Rest der offenen Verfahren gegen mich ist es offensichtlich, dass ich nicht in der Lage sein werde, in meine Position zurückzukehren“, so Rubiales. Der spanische Verband bestätigte Montagfrüh, dass bei RFEF-Interimspräsident Pedro Rocha ein Rücktrittsgesuch von Rubiales eingelangt sei.

Spanien: Fußballverbandschef Rubiales tritt zurück

Nach dem Kussskandal nach der Frauen-Fußballweltmeisterschaft ist der spanische Verbandschef Luis Rubiales nun doch zurückgetreten.

Anzeige erstattet

Der 46-Jährige hatte bei der Siegerehrung nach dem von Spanien gewonnenen WM-Finale in Sydney am 20. August den Kopf der Spielerin Jennifer Hermoso mit beiden Händen festgehalten und sie auf den Mund geküsst.

Hermoso erklärte, sie habe sich „als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe“. Die 33-Jährige erstattete am Dienstag Anzeige. Diese ermöglichte wiederum den Strafantrag der Staatsanwaltschaft wegen sexueller Belästigung und Nötigung.

Ermittlungsverfahren beantragt

Ein spanischer Staatsanwalt hatte vergangene Woche beim Obersten Gerichtshof eine Klage gegen Rubiales wegen sexueller Nötigung eingereicht. Nun muss ein Untersuchungsrichter an der „Audiencia Nacional“ in Madrid entscheiden, ob dem Strafantrag stattgegeben wird und Ermittlungen eingeleitet werden, die zu einem Prozess führen können.

Nach Schätzungen von Fachleuten könnte der 46-jährige Rubiales zu einer Haftstrafe zwischen einem und vier Jahren verurteilt werden, wenn er tatsächlich auf die Anklagebank kommen und im Prozess schuldig gesprochen werden sollte.

Rücktritt lange verweigert

Das Verhalten des Verbandschefs löste im In- und Ausland Empörung sowie eine schwere Krise im spanischen Fußball aus. Die FIFA suspendierte Rubiales für 90 Tage von seinen Ämtern auf nationaler und internationaler Ebene und leitete ein Disziplinarverfahren ein. Auch beim Spanischen Sportgericht (TAD) gibt es ein laufendes Verfahren – eine Suspendierung stand hier zuletzt allerdings nicht mehr im Raum.

Trotz globaler Entrüstung, der Suspendierung durch die FIFA, eines Streiks der Nationalspielerinnen und einer Rücktrittswelle im Trainerstab des Frauen-Nationalteams hatte Rubiales bisher an seinem Amt festgehalten. Nun zog er die Konsequenzen. Auch seine Tätigkeit als Vizepräsident des Europäischen Fußballverbandes (UEFA) führt Rubiales nicht fort.

Rubiales besteht weiter darauf, dass der Kuss einvernehmlich gewesen sei. Ein Festhalten an seinem Posten würde aber zu „nichts Positivem“ führen, wie Rubiales in seinem offenen Brief weiter mitteilt.

Späte Entschuldigung von Spaniens Verband

Zuletzt entschuldigte sich auch der spanische Verband, der zeitweilig versucht hatte, Hermoso zu diskreditieren, bei der 33-Jährigen. Zudem wurde der Trainer des spanischen Frauen-Fußballnationalteams, Jorge Vilda, dessen Assistenten und Assistentinnen aus Solidarität mit Hermoso ihren Rücktritt erklärt hatten, entlassen.