Grafik zeigt Daten zur Berufsausbildung in Europa
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: OECD (Montage)
OECD

Bildungsstudie im Detail

Im Folgenden Detailergebnisse für Österreich aus der am Dienstag veröffentlichten OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2023“ in Kurzform. Besonders sticht hervor, dass Österreichs Lehrerinnen und Lehrer mehr als jene in anderen Ländern verdienen – bei beruflicher Bildung nimmt Österreich eine Spitzenrolle ein.

Zur „Akademikerquote“ in Österreich: 2022 lag der Anteil der Personen mit einem tertiären Bildungsabschluss an der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren in Österreich bei 36 Prozent (OECD-Schnitt: 40 Prozent). Das entspricht in Österreich einem Anstieg von einem Prozentpunkt gegenüber dem Jahr davor, in der OECD einem Rückgang von einem Prozentpunkt.

Beim Begriff „Akademikerquote“ ist aber Vorsicht geboten: In Österreich werden von der OECD nicht nur Hochschulabschlüsse dazugezählt, sondern auch bestimmte Schulabschlüsse (BHS-Abschlüsse gelten im internationalen Vergleich als tertiäre Kurzausbildungen, Anm.). Über einen Bachelor, einen Master oder einen Diplomingenieur- bzw. Doktortsabschluss verfügen in Österreich dagegen nur 21 Prozent (OECD: 34 Prozent).

Österreich bei Ausgaben pro Schüler über OECD-Schnitt

Je nach Abschlussstufe lag das akademische Abschlussalter der Absolventinnen und Absolventen in Österreich unter, im oder über dem OECD-Schnitt. Bei den kurzen tertiären Bildungsgängen beträgt es aufgrund der Einrechnung der BHS-Matura lediglich 20 Jahre (OECD: 27 Jahre). Bachelorabsolventen sind sowohl in Österreich als auch im OECD-Schnitt 25 Jahre alt. Beim Master-/Diplomstudiumsabschluss sind die Absolventen in Österreich im Schnitt 31 Jahre alt, in der OECD 27 Jahre.

Was die Ausgaben pro Schüler bzw. Student betrifft, betrugen diese in Österreich 2020 von der Volksschule bis zur Hochschule kaufkraftbereinigt pro Kopf durchschnittlich 15.310 US-Dollar (ohne Forschungsausgaben an Hochschulen). Damit lagen sie weit über dem OECD-Schnitt von 11.576 Dollar. Gleiches gilt für die jeweiligen Einzelbereiche Volksschule, Sekundarstufe und Hochschulen. Gegenüber dem Jahr davor sind die Ausgaben pro Schüler/Student in Österreich leicht gesunken – im OECD-Schnitt wuchsen sie minimal.

Beschäftigungsquoten auf einen Blick

Je höher der Bildungsstand, desto eher sind die 25- bis 64-Jährigen auch erwerbstätig – mit einer Einschränkung. Die Beschäftigungsquote bei Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss beträgt in Österreich 55 Prozent, bei AHS-Maturanten, BMS- und Lehrabsolventen sind es 78 Prozent.

Bei BHS-Maturanten sind es 86 Prozent, bei Bachelorabsolventen sinkt die Quote allerdings wieder auf 83 Prozent. Die höchsten Beschäftigungsquoten weisen Master- und Diplomstudiumsabsolventen (90 Prozent) bzw. Personen mit Doktorat/PhD (93 Prozent) auf.

Bildungsausgaben knapp unter Schnitt

Österreichs Bildungsausgaben gemessen an der Wirtschaftsleistung lagen 2020 knapp unter dem OECD-Schnitt: In Österreich wurden 4,9 Prozent des BIP für Bildungseinrichtungen vom Primär- bis zum Tertiärbereich verwendet, in der OECD waren es im Schnitt 5,1 Prozent. Rechnet man die Forschungsausgaben an Hochschulen dazu, ist die Differenz etwas größer – in Österreich würden dann 4,2 Prozent des BIP für Bildung verwendet, in der OECD 4,6 Prozent.

Auch im Kindergartenbereich gibt Österreich etwas weniger aus als die anderen OECD-Staaten. Hierzulande betragen die Aufwendungen für die Drei- bis Fünfjährigen 0,5 Prozent des BIP, im OECD-Schnitt sind es 0,6 Prozent.

43 Prozent haben Hochschulabschluss

Zum Bildungsniveau: In Österreich verfügen 14 Prozent der 25- bis 64-Jährigen höchstens über einen Pflichtschulabschluss (OECD: 20 Prozent). 47 Prozent absolvierten als höchsten Bildungsabschluss die Sekundarstufe II (v. a. Lehre, berufsbildende mittlere Schule, AHS-Matura, BHS bis zum 3. Jahr; OECD: 36 Prozent), drei Prozent eine postsekundäre nicht tertiäre Ausbildung (z. B. Gesundheits- und Krankenpflegeschulen, bestimmte Uni- und FH-Lehrgänge; OECD: sechs Prozent).

15 Prozent haben als höchsten Abschluss eine kurze tertiäre Ausbildung (v. a. BHS-Matura, ehemalige Pädagogische Akademien; OECD: sieben Prozent). Sechs Prozent der 25- bis 64-Jährigen haben ein in Österreich im internationalen Vergleich relativ spät eingeführtes Bachelorstudium (OECD: 19 Prozent) abgeschlossen, 14 Prozent ein Master- oder Diplomstudium (OECD: ebenfalls 14 Prozent) und ein Prozent ein Doktoratsstudium (OECD: ebenfalls ein Prozent).

In Österreich verfügten 2022 bereits 43 Prozent der 25- bis 34-Jährigen über einen Abschluss im Tertiärbereich (v.a. Hochschulen plus BHS-Matura). Das liegt knapp unter dem OECD-Schnitt (47 Prozent).

Österreichs Pädagogen verdienen mehr

Pädagogen verdienen in Österreich zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere und in allen Schultypen mehr als im OECD-Schnitt. Lag 2022 bei Volksschullehrern schon das Einstiegsgehalt mit rund 49.600 US-Dollar (kaufkraftbereinigt) pro Jahr über dem OECD-Schnitt (36.400), war der Abstand beim Höchstgehalt mit rund 86.500 US-Dollar noch größer (OECD: 61.100).

Ähnlich verhält es sich in der Sekundarstufe I (Ö: rund 49.600 Start-, rund 92.000 Endgehalt; OECD: 37.600 bzw. 63.300) und der AHS-Oberstufe (Ö: 49.600 bzw. 102.100 US-Dollar; OECD: 39.300 bzw. 65.700 US-Dollar). Im Vergleich zu anderen Hochschulabsolventen in ihrem Land stehen Lehrer in Österreich dagegen etwas schlechter da: So verdient ein Lehrer in der Volksschule 78 Prozent des durchschnittlichen Akademikergehalts, in der Sekundarstufe I sind es 86 und in der AHS-Oberstufe 92 Prozent (OECD: 87 bzw. 90 und 95 Prozent).

Lehrergehälter pro Schüler

Aufgrund der vergleichsweise hohen Gehälter und geringen Klassengrößen nimmt Österreich hier eine Spitzenposition ein. Im Volksschulbereich verdienen Lehrkräfte hierzulande pro Schüler jährlich 5.400 US-Dollar (kaufkraftbereinigt). Damit bildet man gemeinsam mit Dänemark, Deutschland und Norwegen die Spitzengruppe (OECD-Schnitt: 3.600). Im Bereich der Sekundarstufe I (AHS-Unterstufe/Mittelschule) nimmt Österreich mit 8.300 Dollar sogar unangefochten die alleinige Spitzenposition ein – im OECD-Schnitt sind es nur 4.400 Dollar.

Öffentliche vs. private Bildungsausgaben

Der Anteil der öffentlichen Ausgaben für Bildung an den öffentlichen Gesamtausgaben lag 2020 bei 7,5 Prozent und damit unter dem OECD-Schnitt (9,2 Prozent, jeweils ohne Forschungsaufwendungen).

Der Anteil der privaten Ausgaben für Bildungseinrichtungen liegt in Österreich bei lediglich sechs Prozent (OECD: 15 Prozent). Das ist vor allem auf den Hochschulsektor und das weitgehende Fehlen von Studiengebühren zurückzuführen: 2020 betrug der Privatanteil im Tertiärbereich in Österreich zehn Prozent, in der OECD dagegen 30 Prozent. Sowohl in Österreich als auch in der OECD ist der Anteil der Privatausgaben jeweils sinkend.

Schüler-Lehrer-Relation

Vergleichsweise weniger Schüler und Schülerinnen als im OECD-Schnitt kamen 2021 in Österreich in der Volksschule und in der Sekundarstufe auf einen Lehrer: Im Primärbereich (Volksschule) sind es zwölf Schüler (OECD: 15), in der Sekundarstufe neun (OECD: 13).

In der Volksschule haben die österreichischen Kinder im Schnitt 705 Stunden pro Schuljahr verpflichtenden Unterricht. Im OECD-Schnitt sind es mit 805 Stunden deutlich mehr. In der Sekundarstufe I (Österreich: AHS-Unterstufe/Mittelschule) ist es dann zwar umgekehrt, allerdings ist die Differenz deutlich geringer: Im Schnitt kommen die heimischen Schülerinnen und Schüler hier auf 930 Stunden pro Schuljahr, im OECD-Schnitt sind es 916 Stunden. Einschränkung: In den verschiedenen Ländern dauern Volksschule bzw. Sekundarstufe I unterschiedlich lang.

Die ansonsten jährlich veröffentlichten Statistiken zu Klassengrößen und Alter der Lehrer hat die OECD wie schon im Vorjahr auch heuer nicht in „Bildung auf einen Blick“ aufgenommen.