USB-C-Kabel
Reuters/Dado Ruvic
IPhone 15

Apples widerwilliger Schwenk zu USB-C

Der US-Gigant Apple beugt sich nun doch den Vorgaben der EU für einheitliche Ladebuchsen. Bei der Präsentation des neuen iPhone 15 verkündete Apple-Vizechefin Kaiann Drance am Dienstag, das Gerät werde per USB-C aufgeladen. Somit soll bald ein Kabel für alle neuen Handys, Tablets und Digitalkameras reichen.

Lange war spekuliert worden, am Dienstag wurde die Annahme bestätigt: „USB-C ist ein universell akzeptierter Standard geworden“, so Drance bei der Vorstellung im kalifornischen Cupertino. „Deswegen bringen wir USB-C zum iPhone 15.“ Auch das Kabel von Apple-Ohrhörern wird auf USB-C umgestellt. Somit werden künftige iPhones mit denselben Kabeln geladen werden können wie die meisten Android-Smartphones, Notebooks, drahtlosen Kopfhörer und andere Geräte.

Apples neue Smartphone-Generation verfügt über eine Kamera mit einer höheren Auflösung und ein helleres Display. Angetrieben wird das neue Modell vom gleichen Chip wie das iPhone Pro. Für Apple ist der Verkaufserfolg seiner Smartphones entscheidend – sie steuern mehr als die Hälfte zum Konzernumsatz von zuletzt knapp 400 Milliarden Dollar jährlich bei.

Apple wehrte sich gegen EU-Regeln

Eines ist klar: Apple hat nicht freiwillig umgedacht, gegen den Umstieg auf USB-C übte der iPhone-Hersteller jahrelang Widerstand. Vorgeprescht war die EU, die vergangenes Jahr nach langem Hin und Her den einheitlichen Ladestandard verabschiedete. Schon 2009 präsentierte man erstmals Vorgaben für einheitliche Ladegeräte, allerdings nur mit Selbstverpflichtungen der Hersteller. Während viele Hersteller wie von der EU gewünscht auf das damals aktuelle Micro-USB umstiegen, entwickelte Apple den eigenen Lightning-Stecker und setzte seither darauf.

iPhone 15
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Das Interesse an Apples Neuheiten war wie erwartet groß

Mittlerweile ist Micro-USB Geschichte und wurde praktisch überall von USB-C abgelöst. Die Vorteile gegenüber dem Apple-Stecker liegen auf der Hand: USB-C kann Daten deutlich schneller übertragen und für zahlreiche andere Zwecke verwendet werden, auch das Aufladen des Akkus geht damit schneller, solange Handy und Ladegerät die Geschwindigkeit unterstützen. Im Juni 2022 schließlich fiel die Entscheidung zugunsten USB-C als Standard, der bis 2024 umgesetzt werden muss.

Einheitliche Ladekabel

Die EU-Richtlinie schreibt vor, dass ab Herbst 2024 in der EU alle neuen Handys, Tablets und Digitalkameras über einen USB-C-Anschluss geladen werden können. Das Gleiche gilt für Lautsprecherboxen, Kopfhörer, tragbare Navigationssysteme, Mäuse und Drucker. Ab Frühjahr 2026 sollen auch alle neuen Laptops über den einheitlichen Ladestecker verfügen.

EU-Kommissar erfreut

Dass dies nun auch bei Apple geschieht, nahm der zuständige EU-Kommissar Thierry Breton erfreut auf. „Ja, wir hatten Diskussionen mit Apple, dort gab es zunächst Widerstand. Dass die Vorgaben nun umgesetzt werden – und zwar rund ein Jahr früher als vorgeschrieben, begrüße ich sehr“, so Breton gegenüber dem ORF Brüssel. Breton betonte, dass die neuen Regeln konsumentenfreundlicher seien und zur Reduktion von Elektromüll beitragen würden. Die übrigen Hersteller hätten ohnehin von sich aus schon umgeschwenkt, mit anderen liefen die Gespräche weiter, so Breton.

Apple hatte bis zuletzt argumentiert, dass einheitliche Ladekabel Innovationen behindern würden – und stark gegen die EU-Entscheidung lobbyiert. Während es kaum technische Argumente dafür gab, dürfte das Geschäft mit dem eigenen Lightning-Stecker dagegen sehr lukrativ gewesen sein.

Anders als bei USB müssen Ladekabel von Apple lizenziert werden – Details zu den Preisen sind nicht öffentlich, aber mehrere US-Dollar pro Stecker wurden in der Vergangenheit kolportiert. Eine enorme Summe für Kabel, die oft möglichst günstig sein sollten. Diese Einnahmen werden Apple künftig fehlen.

Kabellos in die Zukunft?

Das letzte Wort beim Aufladen ist allerdings auch mit USB-C noch nicht gesprochen. Elf Jahre nach der Vorstellung des Lightning-Steckers dürfte Apples Ladekabel nun am Ende angelangt sein, nachdem bereits Mac-Computer und iPads über USB-C verfügen.

Doch auch USB-C ist letztlich nur ein Zwischenschritt, mutmaßen mehrere Medien. Denn die iPhone-Zukunft könnte überhaupt steckerlos sein, wie etwa The Verge schreibt: Nach dem Ende des Kopfhöreranschlusses und der SIM-Karte dürfte auch das Ladekabel ein Ablaufdatum haben. Nämlich dann, wenn kabelloses Laden weiterentwickelt wird. Einheitliche Regeln dafür gibt es noch nicht, bis Ende 2024 soll auch hier die EU-Kommission aktiv werden.