Deutschland stoppt Aufnahme von Asylsuchenden aus Italien

Deutschland hat die freiwillige Aufnahme von Schutzsuchenden aus Italien ausgesetzt. Wie „Die Welt“ aus Kreisen der deutschen Innenbehörden erfuhr, wurden die Auswahlprozesse für in Italien ankommende Asylsuchende im Rahmen des „freiwilligen Solidaritätsmechanismus“ eingestellt und dieser Schritt Rom in einem Brief mitgeteilt. Seitens der italienischen Behörden gab es diesbezüglich noch keine Bestätigung.

Das deutsche Innenministerium erklärte, wegen hohen Migrationsdrucks nach Deutschland sei Italien mitgeteilt worden, die notwendigen Überprüfungen der Asylsuchenden würden von deutscher Seite „bis auf Weiteres verschoben“. Hintergrund der Aussetzung sei die anhaltende Weigerung Italiens, Überstellungen nach dem Dublin-Gesetz aus Deutschland zu ermöglichen.

Nach dem geltenden EU-Asylrecht sollen Asylsuchende, die unerlaubt in einen anderen Mitgliedsstaat weiterziehen, in der Regel in den Ersteinreisestaat zurückgebracht werden. Das funktioniert ohnehin selten, seit einem Dreivierteljahr blockiert Italien aber vollständig.

10.000 Schutzsuchende sollten aus den Hauptankunftsstaaten, vor allem aus Italien, in möglichst viele aufnahmewillige Staaten ausgeflogen werden, 3.500 der Menschen nach Deutschland.

Rekordzahl an Ankünften auf Lampedusa

Die italienische Mittelmeer-Insel Lampedusa ist seit gestern mit einer Rekordzahl von Schutzsuchenden konfrontiert. 5.112 Personen erreichten an Bord von 110 Booten die Insel und damit so viele wie noch nie an einem einzelnen Tag. Heute Früh erreichten weitere 29 Boote mit fast 1.300 Menschen an Bord Lampedusa. Bereits am Montag hatten rund 1.900 Menschen auf 51 Booten die Insel erreicht.

Nach einer Periode, in der die Ankünfte auf der Insel etwas nachließen, bildete sich vor der Mole des Hafens zeitweise eine Warteschlange von kleinen Metallbooten, die im Hafen anlegen wollten.

Ein fünf Monate altes Baby starb, nachdem es bei der Landung ins Wasser gefallen war. Die Tragödie ereignete sich heute gegen 4.18 Uhr. Mehrere Personen fielen ins Wasser. Alle Menschen wurden geborgen, auch der Leichnam des Buben, wie die Behörden auf Lampedusa berichteten.