Produktion von Elektroautos der chinesischen Marke Geely
Reuters/Zoey Zhang
„Mit billigen E-Autos geflutet“

EU prüft höhere Zölle für Chinas E-Autos

Die EU-Kommission prüft Anti-Dumping-Zölle für chinesische Elektroautos. „Die weltweiten Märkte werden mit billigen Elektroautos geflutet“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch. „Und ihr Preis wird durch gewaltige staatliche Subventionen künstlich niedrig gehalten.“ Die EU fürchtet um Standort und Arbeitsplätze. Für die europäischen Autohersteller, die viel länger als China am Verbrenner festhielten, wäre es eine gute Nachricht: Sie würden wichtige Zeit gewinnen und müssten die Preise wohl weniger rasch senken.

Europa sei offen für Wettbewerb, so von der Leyen, aber „nicht für ein Rennen nach unten“. Die EU-Kommission habe deswegen Ermittlungen wegen der chinesischen Subventionspraxis auf den Weg gebracht. Zugleich betonte sie die Bedeutung von Elektroautos für die Klimaziele der Europäischen Union. Es war die wohl wichtigste und konkreteste Ankündigung von der Leyens bei ihrer Rede zur Lage der Union vor dem EU-Parlament.

Die französische Europaministerin Laurence Boon sagte, die Untersuchung sei wichtig, um den europäischen Markt zu schützen. „Wir lassen nicht zu, dass unser Markt mit stark subventionierten Elektroautos geflutet wird, welche unsere Unternehmen in Gefahr bringen, genauso wie es bei Solarpanels passiert ist.“ Paris drängt seit Monaten auf höhere Zölle auf chinesische Autos.

EU prüft höhere Zölle für Chinas E-Autos

Die EU-Kommission hat bekanntgegeben, dass derzeit die Möglichkeit der Einführung von Anti-Dumping-Zöllen auf chinesische Elektrofahrzeuge geprüft werde. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen äußerte ihre Bedenken darüber, dass der globale Markt mit preisgünstigen Elektroautos überschwemmt wird.

Kalte Dusche für chinesische Autohersteller

Bei der Automesse IAA in München hatten chinesische Autohersteller mit ihren Elektrofahrzeugen für Aufsehen gesorgt. Wenige Tage danach folgte mit der Brüsseler Ankündigung die kalte Dusche. Auf dem Heimatmarkt haben Firmen wie BYD den lange führenden europäischen Herstellern inzwischen den Rang abgelaufen. Zunehmend werden die Autos auch im Ausland verkauft.

China reagierte umgehend. Man sei sehr besorgt und unzufrieden mit den Ermittlungen der EU-Kommission, teilte das chinesische Handelsministerium am Donnerstag mit. Einen „fairen Wettbewerb“ vorgebend, hätten die EU-Ermittlungen das Ziel, die eigene Wirtschaft zu schützen. China werde die protektionistischen Tendenzen und darauf folgende Maßnahmen der Europäischen Union genau beobachten und die Interessen der chinesischen Unternehmen schützen.

Deutlich billiger als europäische Konkurrenz

In Europa kommen chinesische Hersteller nach Angaben der Beratungsfirma Inovev bei Elektroautos auf einen Marktanteil von acht Prozent, 2021 waren es noch vier Prozent. BMW-Chef Oliver Zipse sagte zuletzt, er sorge sich vor allem um Massenhersteller, welche durch die Konkurrenz aus der Volksrepublik stark unter Druck gerieten. Allerdings sind erschwingliche Elektroautos aus europäischer Produktion bisher weitgehend Mangelware. VW etwa will erst ab 2025 ein Elektroauto für weniger als 25.000 Euro anbieten.

BYD-Stand auf der IAA in München
Reuters/Leonhard Simon
In München stahlen Chinas Autohersteller den Deutschen die Show

Branche fordert weitere Maßnahmen

Der mächtige deutsche Branchenverband VDA erklärte, er setze sich für einen freien, fairen und regelbasierten Handel ein. „Klar ist: Eine Antisubventionsuntersuchung allein trägt nicht dazu bei, die bestehenden Herausforderungen mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Standorts zu lösen“, sagte ein Sprecher.

Die Politik in Brüssel und Berlin müsse die Rahmenbedingungen schaffen, damit die Transformation gelinge. Der Standort leide etwa unter hohen Energiepreisen und einer überbordenden Bürokratie. Die Autohersteller BMW und VW lehnten eine Stellungnahme ab.

Viele Rohstoffe aus China

Der Gründer des chinesischen Herstellers Nio hatte im April die Kostenvorteile chinesischer Unternehmen auf ungefähr 20 Prozent beziffert. Wichtigster Grund ist, dass die für die Batterien nötigen Rohstoffe vor allem aus China kommen. Chinesische Autohersteller müssten sich auf protektionistische Schritte aus dem Ausland einstellen.

An der Börse sorgte die Entscheidung für Aufsehen: Die Papiere von chinesischen Autohersteller gaben nach, deutsche Autoaktien legten dagegen zeitweise zu. Die Papiere von Volkswagen waren mit einem Plus von bis zu 3,8 Prozent zeitweise größter DAX-Gewinner, die von BMW steigen um bis zu 3,5 Prozent auf 100 Euro.