„Projekt Ballhausplatz“: Filmpremiere ohne ÖVP

Genau eine Woche nach der Premiere des ersten Films über Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist nun gestern Abend der Streifen von Regisseur Kurt Langbein im Wiener Gartenbaukino an den Start gegangen. „Projekt Ballhausplatz“ stellt den Anspruch, einen kritischen Blick auf die Ära des Ex-ÖVP-Chefs zu werfen, wie Langbein bei der Premiere noch einmal klarstellte. Im Gegensatz zum „Kurz“-Start vor einer Woche blieb die ÖVP-Prominenz diesmal aber aus. Aus der Partei kam nur Ex-EU-Kommissar Franz Fischler ins Gartenbaukino.

Premiere von „Projekt Ballhausplatz“

Den Aufstieg und Fall des Sebastian Kurz hat der neue Dokumentarfilm von Kurt Langbein zum Thema. Im Wiener Gartenbaukino feierte er seine Premiere.

Kurz selbst hatte bereits bei der Premiere des Films von Regisseur Sascha Köllnreitner (Titel: „Kurz“) – der von Beobachtern als Kurz-freundlich eingestuft wird – erklärt, er werde das Langbein-Werk nicht anschauen. Auch hatte er den Interviewanfragen von Langbein – anders als bei Köllnreitner – eine Absage erteilt. Langbein habe ihm nicht den Eindruck erweckt, „objektiv“ zu sein, begründete Kurz diese Entscheidung.

Zur Premiere des Köllnreitner-Films waren die Wegbegleiter des Ex-Kanzlers hingegen nahezu geschlossen erschienen – von den aktuellen Regierungsmitgliedern bis hin zu Parteigranden wie Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka.

Langbein: Keine einzige ÖVP-Interviewzusage

Langbein sagte, er bedauere das Fernbleiben und die Interviewabsage von Kurz. Grund für den „Ballhausplatz“-Film sei gewesen, herauszuarbeiten, „was das Erfolgsgeheimnis von Sebastian Kurz ist“. Im ORF-Interview sagte Langbein, auch alle anderen angefragten ÖVP-Politiker hätten seine Interviewanfragen abgelehnt.

Zur Premiere der rund 100-minütigen Collage aus Archivmaterial und Interviews mit Beobachtern gekommen waren auch zahlreiche Protagonisten des Filmes: Neben der Journalistin Barbara Toth gaben sich unter anderen die NEOS-Nationalratsabgeordneten Stephanie Krisper und Helmut Brandstätter im Kino an der Ringstraße die Ehre.

Ebenfalls anwesend war der Medienwissenschaftler Fritz Hausjell, der von Köllnreitner für den „Kurz“-Film interviewt worden war, dann aber (wohl wegen eher kritischer Anmerkungen über die „Message Control“ der ÖVP) im Film nicht vorkam. Unter den Premierengästen gesichtet wurden auch die Wiener Stadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ), Ex-Grünen-Abgeordneter Karl Öllinger und der Schriftsteller Robert Menasse.