Die Arbeitslosigkeit sollte, so Gurner, sprunghaft ansteigen, um arrogante Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihren Platz zu erinnern. „Wir müssen die Schmerzen der Wirtschaft sehen“, sagte der Fitnessstudiobesitzer und Immobilienmogul. Er schlug vor, die derzeitige Arbeitslosenquote Australiens von 3,7 Prozent um 40 bis 50 Prozent zu erhöhen, um die „Arroganz auf dem Arbeitsmarkt“ zu verringern. Dadurch würden aber mehr als 200.000 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren.
„Es hat ein systematischer Wandel stattgefunden, bei dem die Arbeitnehmer das Gefühl haben, dass der Arbeitgeber sich glücklich schätzen kann, sie zu haben“, kritisierte der 41-Jährige, der einen Großteil seines Vermögens geerbt hat. „Wir müssen die Menschen daran erinnern, dass sie für den Arbeitgeber arbeiten und nicht umgekehrt.“
Reaktionen von „Superschurke“ bis „realitätsfremd“
Die Kommentare von Gurner, die von der „Australian Financial Review“ („AFR“), dem Gastgeber des Immobiliengipfels, geteilt wurden, sorgten auf Plattformen wie Twitter (X), TikTok und LinkedIn weltweit für harsche Kritik. Sie wurden auch von australischen Abgeordneten aus allen politischen Lagern verurteilt. Der Labor-Abgeordnete Jerome Laxale reagierte, es handle sich um „Kommentare, die man mit einem Superschurken aus Cartoons in Verbindung bringen würde“, während der liberale Abgeordnete Keith Wolahan sagte, Gurners Aussagen könnten „nicht realitätsfremder sein“.
„Der Verlust eines Arbeitsplatzes ist keine Zahl. Das führt dazu, dass die Menschen auf der Straße sitzen und von Sozialmärkten abhängig sind“, sagte Wolahan der „AFR“. Auch die linke US-Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez kritisierte den Immobilienmogul. „Ein Hinweis, dass die großen CEOs ihre eigenen Gehälter so sehr in die Höhe getrieben haben, dass das Verhältnis von CEO- zu Arbeitergehältern jetzt auf einem der höchsten Niveaus liegt, das je verzeichnet wurde“, schrieb sie auf Twitter.

Ein paar wenige wie etwa Andrew Michelmore, der Vorsitzende des Minerals Council of Australia, einer Behörde für Bodenressourcen, sprangen für Gurner in die Bresche. „Die Arbeitnehmer haben sich daran gewöhnt, gleich viel Geld zu verdienen, aber nicht die gleichen Arbeitsstunden zu leisten“, so Michelmore gegenüber der „AFR“.
Entschuldigung via LinkedIn
Gurners Kommentare fallen in eine Zeit, in der viele Unternehmen auf der ganzen Welt mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über Themen wie Homeoffice und Bezahlung streiten. Die sich wandelnde Einstellung vieler Menschen zum Thema Arbeit und Beschäftigung wird auch in den sozialen Netzwerken breit diskutiert, was zu Hashtags wie „#quietquitting“ (dt.: stilles Kündigen) und „#lazygirljobs“ (dt.: Jobs für faule Mädchen) führte. Diese Begriffe sollen die Einstellung beschreiben, sich nicht mehr für den Chef ins Zeug zu legen als nötig und einen Schlussstrich zu ziehen, bevor die Work-Life-Balance darunter leidet.
Der Multimillionär entschuldigte sich am Donnerstag auf LinkedIn für seine Kommentare. Er sagte, es seien „wichtige Gespräche zu führen in dem Umfeld hoher Inflation, Preisdruck bei Wohnungen und Mieten aufgrund eines Mangels an Angebot und anderen Lebenshaltungskostenproblemen“.

Gurner teilte mit, seine Äußerungen seien „zutiefst unsensibel“ gegenüber Arbeitnehmern, Handwerkern und Familien „in ganz Australien“ gewesen, die vom Druck der Lebenshaltungskosten und dem Verlust von Arbeitsplätzen betroffen seien. Er fügte hinzu, er wisse, dass der Verlust eines Arbeitsplatzes „tiefgreifende Auswirkungen“ auf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer habe, „und ich bedauere aufrichtig, dass meine Worte kein Mitgefühl für die Menschen in dieser Situation vermittelt haben“.
Keine Wohnung wegen Avocadotoasts?
Schon einmal hatte Gurner großes Aufsehen erregt, als er behauptete, junge Menschen könnten sich keine Wohnungen leisten, weil sie zu viel für Avocadotoast ausgäben. Das wiederum verschärfe den australischen Wohnungsmangel.
Gurner ist CEO sowie Gründer des Immobilienkonzerns Gurner Group und hat ein geschätztes Vermögen von 929 Millionen australischen Dollar (557 Mio. Euro). Er sprach gegenüber Medien häufig darüber, wie ihm die Darlehen seines Großvaters und seines früheren Chefs den Start ins Unternehmertum erleichtert hätten.