Migration: Italien klagt über fehlende Solidarität

Der italienische Außenminister Antonio Tajani beklagt, dass Europa keine Solidarität mit dem mit einer akuten Migrationskrise konfrontierten Italien zeige. „In dieser Phase, wie in vielen anderen, hat sich Europa nicht mit Italien solidarisch gezeigt. Die italienische Küste ist die Grenze der Europäischen Union“, sagte Tajani.

Tajani betonte, dass die Menschen, die migrieren, „nicht nach Italien kommen wollen, sie wollen in andere Teile Europas ziehen“. „Es gibt viele Zeichen des guten Willens, aber dann gibt es seitens der EU-Partner keine Taten, während wir nicht länger warten können“, sagte der Außenminister und Vorsitzende der Regierungspartei Forza Italia.

„Die Situation in Afrika ist explosiv. Ganz Afrika südlich der Sahara erlebt Momente großer Spannungen, außerdem gibt es eine große Krise in Afghanistan, in Syrien herrscht immer noch Krieg, die Menschen fliehen vor den Kriegen und ziehen nach Norden“, so Tajani. Der Außenminister erinnerte daran, dass Europa ein Memorandum mit Tunesien unterzeichnet habe. „Dieses Memorandum wird aber immer noch nicht angewendet, weil es Widerstand gibt“, klagte Tajani.

EU-Kommission kündigte Nothilfe an

Die Europäische Kommission erklärte gestern, in engem Kontakt mit den italienischen Behörden zu stehen. Derzeit seien rund 450 Mitarbeiter der EU-Asylagentur und von Frontex an Ort und Stelle im Einsatz. Auch finanziell werde Italien mit 14 Millionen Euro Nothilfe unterstützt. Auch aus dem österreichischen Innenministerium hieß es, man stehe mit den italienischen Behörden in Kontakt. Zugleich würde die Überwachung auf dem Brenner intensiviert.

Lampedusa: Rund 3.000 Menschen von Insel gebracht

Angesichts der hohen Zahl an ankommenden Migrantinnen und Migranten bleibt die Lage auf der süditalienischen Insel Lampedusa angespannt. Über 9.000 Menschen sind seit Montag auf der Insel gelandet, rund 3.000 Personen verließen gestern an Bord von Fähren die Insel in Richtung Sizilien und Festland wieder.

„Wir fordern eine strukturelle Lösung, denn wir können diese Migrationsströme allein nicht mehr bewältigen“, sagte Bürgermeister Filippo Mannino und drängte auf die sofortige Verlegung der Flüchtenden nach Sizilien und auf das italienische Festland. Er forderte auch den Einsatz von Marineschiffen, die Boote vor der Küste Lampedusas aufgreifen sollen, bevor sie die Insel erreichen können.