Berlin: Staatsopernintendant verteidigt Netrebko-Auftritt

Der Intendant der Berliner Staatsoper, Matthias Schulz, hat den Auftritt der österreichisch-russischen Starsopranistin Anna Netrebko im eigenen Haus erneut verteidigt. „Es ist, denke ich, auch ein sehr wichtiges Zeichen, dass Anna Netrebko auf so einer Bühne, die so klar ukrainisch positioniert ist, singt“, sagte Schulz im RBB-Inforadio.

Die Sängerin habe ein Statement abgegeben, in dem sie den russischen Krieg gegen die Ukraine als solchen bezeichnet habe – „das wird oft zu wenig gesehen“, betonte Schulz vor dem Auftritt heute.

Es sei wichtig, Netrebkos Handeln vor und nach dem Krieg zu unterscheiden. „Man muss auch aufpassen, Künstler nicht als Sündenbock zu benutzen, weil man an den eigentlichen Kriegstreiber nicht dran kommt“, sagte der Intendant weiter.

„Netrebko hat eindeutig Stellung bezogen“

Der „Berliner Zeitung“ sagte Schulz: „Netrebko hat eindeutig Stellung bezogen und auch entsprechend gehandelt: Sie tritt nicht mehr in Russland auf. Sie wird Teil einer künstlerisch herausragenden Aufführung von Verdis ‚Macbeth‘ sein. Wir sollten in dieser Diskussion einander gut zuhören, um den Standpunkt des anderen nachvollziehen zu können. Die Künstlerin hat jedenfalls eine faire Behandlung verdient.“

Die 51-Jährige ist heute in Giuseppe Verdis „Macbeth“ in der Rolle der Lady Macbeth besetzt. Sie war wegen angeblicher Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin nach Beginn des Ukraine-Krieges in die Kritik geraten.

In einem offenen Brief an Berlins Regierenden Bürgermeister Kai Wegner, Kultursenator Joe Chialo (beide CDU) und Schulz haben zahlreiche Organisationen und Unterzeichnende Proteste gegen den Auftritt in der Oper Unter den Linden angekündigt.