„Fridays For Future“ Demonstration in Wien
APA/Georg Hochmuth
„Nichts tun ist teuer“

Klimastreik nimmt Politik in die Pflicht

In bunten und lauten Demonstrationszügen sind am Freitagnachmittag vor allem jugendliche Protestierende beim 14. globalen Klimastreik durch mehrere Hauptstädte Österreichs gezogen. Bei der größten Demo in Wien waren mehrere tausend Personen unterwegs. Als Hauptanliegen forderten sie einen „nationalen Klimakatastrophengipfel“. Auch Vertreterinnen und Vertreter der „Scientists for Future“ übten Kritik an unzureichenden Maßnahmen der Politik.

„Fridays for Future“ („FFF“) sprach gegenüber der APA von 20.000 Teilnehmenden in Wien, seitens der Polizei gab es keine Angaben. Wie bereits bei den vorangegangenen Demonstrationen sprachen die Transparente der Klimaaktivistinnen und -aktivisten eine deutliche Sprache: „Liebe Politik, worauf wartest du?“ war ebenso zu lesen wie „Wir haben ein Recht auf eine lebenswerte Zukunft“ und „Es ist alles gesagt – Handelt jetzt!“.

Auf dem Weg vom Bahnhof Wien-Mitte zum Heldenplatz machte der Zug vor der Industriellenvereinigung halt. Vor dem Wiener Parlament stoppten die Aktivistinnen und Aktivisten – darunter auch die deutsche Anja Windl – der „Letzten Generation“ den Demozug mit einer Sitzblockade, allerdings ohne sich dabei an der Fahrbahn festzukleben.

Klimastreik nimmt Politik in die Pflicht

In bunten und lauten Demonstrationszügen sind am Freitagnachmittag vor allem jugendliche Protestierende beim 14. globalen Klimastreik durch mehrere Hauptstädte Österreichs gezogen. Bei der größten Demo in Wien waren mehrere tausend Personen unterwegs. Als Hauptanliegen forderten sie einen „nationalen Klimakatastrophengipfel“. Auch Vertreterinnen und Vertreter der „Scientists for Future“ übten Kritik an unzureichenden Maßnahmen der Politik.

Die Aktion richte sich nicht gegen „Fridays for Future“, sondern sei „ein Statement für zivilen Widerstand“, betonte die Organisation. Nachdem sich einige Aktivistinnen und Aktivisten geweigert hatten, die Aktion zu beenden, wurden sie von der Polizei festgenommen. Die Polizeiaktion war am Nachmittag noch im Gange, die Zahl der festgenommenen Personen noch unklar – mehr dazu in wien.ORF.at .

„Fridays For Future“ Demonstration in Wien
APA/Georg Hochmuth
Die größte Demo fand am Freitag in Wien statt

Landwirte beteiligten sich in St. Pölten

In St. Pölten zogen die Demonstrierenden zu Mittag vom Rathausplatz bis zum Regierungsviertel. Erstmals schlossen sich auch Landwirtinnen und Landwirte mit elf Traktoren dem Klimastreik in der niederösterreichischen Landeshauptstadt an, um gegen Straßenbauprojekte wie die Traisental-Schnellstraße (S34) und die Ostumfahrung Wiener Neustadt zu protestieren.

Gefordert wurden u. a. der Stopp exzessiver Bodenversiegelung und eine Beschleunigung der Energiewende. Nach Angaben von „FFF“ nahmen rund 600 Personen an der Demo in St. Pölten teil, laut Polizei waren es um die 350. Beim Landhaus fand eine Abschlusskundgebung mit Reden und Musik statt. Demonstriert wurde am Freitag auch in Pressbaum (Bezirk St. Pölten) und Mistelbach – mehr dazu in noe.ORF.at.

In Graz beteiligten sich laut Polizei rund 800 Demonstrantinnen und Demonstranten. Gemeinsam mit LebensGroß (ehemals Lebenshilfe) machten „Fridays for Future“-Aktivistinnen und -Aktivisten auf die Klimaungerechtigkeit aufmerksam. Sie wurden von zahlreichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterstützt, etwa von dem Grazer Klimaökonomen Karl Steininger, der die Bundesregierung zu raschem Handeln auffordert – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Rufe nach „Klimagerechtigkeit“ in Vorarlberg

Auf dem Marsch durch Bregenz zum Landhaus wurde per Megafon der Takt vorgegeben: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut!“, skandierte die Menge im Gleichklang. Zudem forderten sie vehement sofortige Klimagerechtigkeit.

Der Demozug war etwa eine Stunde unterwegs. Johannes Hartmann von „Fridays for Future“ Vorarlberg bedankte sich, dass auch nach fünf Jahren „noch so viele gekommen sind“. In der Vergangenheit hatten sich allerdings auch schon deutlich mehr Aktivistinnen und Aktivisten versammelt – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at .

„Fridays For Future“ Demonstration in Bregenz
APA/Jochen Hofer
In Vorarlberg wurde mehr Klimagerechtigkeit gefordert

Unterstützung von der Kirche in Oberösterreich

In Linz stand der Klimastreik unter dem Motto „Wir wolln kein Gas aus Molln“ und wendete sich speziell gegen die weitere Erschließung fossiler Energiequellen. Gefordert wurden beim Auftakt im Volksgarten ein „Ende der Windkraftblockade“ im Bundesland – konkret wurden 333 Windräder verlangt – und der Ausbau der für die erneuerbaren Energien nötigen Netzinfrastruktur anstatt Gasförderungen nächst dem Nationalpark Kalkalpen.

Unterstützung bekamen die Aktivistinnen und Aktivisten jetzt auch von der Kirche. Die katholische Aktion schließt sich der Klimaallianz Oberösterreich an, heißt es aus der Diözese Linz. Das Wissen um den Klimawandel dränge zum Handeln – mehr dazu in ooe.ORF.at .

Unwetter Thema bei Demonstration in Kärnten

Als schwieriges Pflaster erwies sich erneut Kärnten für „Fridays for Future“. Knapp 100 Protestierende zogen durch die Klagenfurter Innenstadt. Zum Start der Demo verwiesen die Rednerinnen und Redner vor allem auf die zahlreichen schweren Unwetter in Kärnten in diesem Sommer, sie seien Folgen der Klimakrise.

Der Demonstrationszug führte nach einem kurzen Stopp vor der Landesregierung, wo auch Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) vorbeischaute, über den Ring zurück zur Abschlusskundgebung zum Alten Platz – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

„Fridays For Future“ Demonstration in Klagenfurt
APA/Peter Lindner
In Klagenfurt demonstrierten knapp 100 Menschen

Auch in Tirol fanden sich am Freitag in Kufstein rund 150 Aktivistinnen und Aktivisten zusammen, um für die Mobilitätswende und ein Klimaschutzgesetz zu demonstrieren. In Innsbruck setzten sich am Nachmittag rund 900 Menschen in Bewegung. In Sprechchören forderten die Demonstrierenden in Kufstein, dass Österreich endlich ein Klimaschutzgesetz erlassen soll. Auch Parolen wie „Spanien brennt, Griechenland brennt, doch die Politik pennt!“ wurden skandiert – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Protestzug von Klimaktivistinnen und -aktivisten in Kufstein
ORF
In Tirol wurde für eine Mobilitätswende demonstriert

Traditionell als letzte Landeshauptstadt startete wieder Salzburg. Nach Schätzungen der Polizei nahmen heute rund 600 Personen teil. Der Protestmarsch startete vor dem Sitz der Stadtregierung. Und die hatten die Demonstrierenden auch im Visier, da die Stadtpolitik „nicht nur bei der Klimakrise, sondern auch bei der Jugendkultur die Interessen der jungen Menschen ignoriert“, wie es in einer Aussendung von „Fridays for Future“ Salzburg hieß – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

„Nationaler Klimakatastrophengipfel“ gefordert

Die Hauptforderung von „Fridays for Future“ richtet sich an Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). Dieser solle umgehend einen „nationalen Klimakatastrophengipfel“ einberufen. Dieser müsse sowohl die Bundesregierung als auch die Landeshauptleute zusammenbringen.

„Der Klimakatastrophensommer hat uns gezeigt: Die Klimakrise ist in Österreich angekommen. Hitzewellen gefolgt von Fluten auf unseren Feldern, in unseren Wohnzimmern. Die einzige Katastrophe, die noch schlimmer ist, ist Karl Nehammers Ignoranz. Wir fordern einen Klimakatastrophengipfel, wo die längst notwendigen Maßnahmen beschlossen werden müssen“, sagte „FFF“-Sprecher Daniel Shams der APA.

Wissenschaftler: „Keine Meinungen, sondern Fakten“

Der Protest wird von etlichen Organisationen, Künstlerinnen und Künstlern sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterstützt. Auch am Freitag richteten Vertreterinnen und Vertreter der „Scientists for Future“ klare Worte an die Politik: Seit 1990 gebe es „keinen Strukturwandel“, die Emissionen seien auf gleichem Niveau wie damals, und die meisten Impulse in der heimischen Klimapolitik kamen seither von der EU, so etwa der Klimaforscher Daniel Huppmann. „Nichts tun ist teuer und wird immer teurer“, sagte die Umwelthistorikerin Verena Winiwarter.

Die versammelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler machten bei einer Pressekonferenz im Presseklub Concordia in Wien klar, dass man „keine Meinungen, sondern Fakten“ präsentiere. Aus wissenschaftlicher Sicht sei seit Langem glasklar, was sich weltweit tut, und dass menschliche Aktivitäten die Hauptantreiberinnen der Klimaerhitzung seien. Die Forderungen der „Fridays for Future“-Bewegung seien daher „richtig, und wir erklären, warum das so ist“, so Winiwarter.

Gestreikt wird rund um den Globus von Freitag bis Sonntag mit mehr als 400 Demonstrationen und Protestaktionen, zu denen Millionen Menschen erwartet werden. Dahinter stehen den Angaben zufolge 780 Organisationen – darunter neben „Fridays for Future“ etwa „Extinction Rebellion“, „Friends of the Earth“, Greenpeace und Global 2000. Gefordert wird ein möglichst schneller Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas, wie das „Climate Action Network“ mitteilte.