Kolumbiens Vorzeigemaler Fernando Botero ist tot

Der kolumbianische Bildhauer und Maler Fernando Botero, einer der bedeutendsten und berühmtesten lateinamerikanischen Künstler der Gegenwart, ist tot. Der für seine rundlichen Figuren bekannte Botero starb im Alter von 91 Jahren, wie Kolumbiens Präsident Gustavo Petro gestern mitteilte. Petro würdigte den Künstler als „Maler unserer Traditionen und Fehler, Maler unserer Tugenden“.

Pferdeskulptur des kolumbianischen Bildhauers und Malers Fernando Botero auf dem Botero Plaza in Medellin, Kolumbien
IMAGO/YAY Images/Alejomiranda

Seine rundlichen, teils skurrilen Figuren bevölkern Städte auf der ganzen Welt. In seiner Geburtsstadt Medellin bilden 23 von Botero gestiftete Bronzeskulpturen auf der Plaza Botero ein besonderes Freilichtmuseum. Das Museo Botero in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota beherbergt 123 seiner Werke.

In unzähligen Museen, auf Straßen und Plätzen weltweit sind seine Gemälde und Skulpturen vorübergehend oder dauerhaft zu sehen – in Österreich sind die Werke des Kolumbianers etwa im Wiener Kunstforum ausgestellt worden.

Katholizismus, Stierkampf, Gewalt und Korruption

Botero beschäftigte sich mit dem Alltag in Südamerika, dem Katholizismus, dem Stierkampf, aber auch die Gewalt und die Korruption flossen in seine Arbeit ein. Nach dem Unfalltod seines kleinen Sohnes Pedro schuf er viele Werke im Andenken an ihn. Mit der „Abu-Ghraib-Serie“ verarbeitete Botero den Schrecken über die Folterpraktiken der US-Soldaten im Irak. Vom magischen Realismus distanzierte er sich: „Ich male unwahrscheinliche Dinge, aber keine unmöglichen. In meinen Bildern fliegt niemand.“

Der kolumbianische Bildhauer und Maler Fernando Botero vor seiner „Abu Ghraib-Serie“ 2005
IMAGO/ABACAPRESS/Diaz Enrique/Abaca

Die Beschäftigung geschah oft aus der Erinnerung, nachdem Botero Kolumbien 1952 erstmals verlassen hatte und zuletzt überwiegend in Monte Carlo und Pietrasanta lebte. In Rionegro bei Medellin verbrachten er und seine dritte Frau, die griechische Künstlerin Sophia Vari, auch immer wieder den europäischen Winter.

Mit Preisgeld nach Europa gereist

Während Boteros Werke heute Rekordpreise erreichen, war er nach dem frühen Tod des Vaters mit nur wenig aufgewachsen. Ein Onkel, der sich für den Stierkampf begeisterte, schickte den Buben in die Torero-Schule. Dieser zeichnete jedoch lieber die Toreros, als mit den Stieren zu kämpfen. Bald arbeitete er als Illustrator bei der Zeitung „El Colombiano“.

Mit dem Geld für einen Kunstpreis, den er in Bogota gewann, reiste Botero nach Europa, studierte in Spanien die alten Meister wie Diego Velazquez und Francisco de Goya, war fasziniert von der italienischen Renaissance.

Die bekannteste Anekdote, wie Botero zu seinen aufgeblasen wirkenden Figuren gelangte, hat mit dem Loch in einer Mandoline zu tun, die er malte – und das ihm klein geriet, wodurch das Musikinstrument größer wirkte. Die Verwendung der übertriebenen Formen sei fast intuitiv gewesen, sagte Botero.