Ovidio Guzman
IMAGO/ZUMA Press
Kampf gegen Drogenkartelle

Sohn „El Chapos“ an USA ausgeliefert

„El Chapo“ Joaquin Guzman befindet sich seit über sechs Jahren in US-Haft, nun wurde auch sein Sohn Ovidio Guzman an die Vereinigten Staaten ausgeliefert. Er war im Jänner in Mexiko festgenommen worden, galt als eine der neuen Schlüsselfiguren des berüchtigten Sinaloa-Kartells und aus Sicht Washingtons als Hauptverantwortlicher für unter anderem die Opioid-Krise in den USA.

Mexikanische Medien wie die große Tageszeitung „Milenio“ nannten Ovidio Guzman Lopez am Samstag (Ortszeit) einen „Hauptverantwortlichen für die Drogenkrise in den USA“. In einer geheimen Aktion sei er am Freitag – mit demselben Flugzeug wie sein Vater vor sechs Jahren, einer Bombardier Challenger 605 – an die USA ausgeliefert worden.

Laut der Zeitung war Ovidio Guzman bis zu seiner Festnahme eine der Schlüsselfiguren im Handel mit dem synthetischen Opioid Fentanyl, einem sehr starken Schmerzmittel mit hohem Suchtpotenzial. In Mexiko stellte sein Kartell außerdem in großem Stil andere synthetische Drogen her und „exportierte“ sie in Richtung USA.

Schlüsselfigur hinter Drogenschwemme aus Mexiko

Die Überstellung sei am Freitag (Ortszeit) erfolgt, bestätigte US-Justizminister Merrick Garland in Washington entsprechende Medienberichte. Die US-Behörden gehen davon aus, dass Ovidio Guzman und seine Brüder nach der Festnahme ihres Vaters vor einigen Jahren – am 19. Jänner 2017 – das Kommando beim Drogenkartell Sinaloa übernommen hatten.

Garland versicherte, sein Ministerium werde weiterhin die Verantwortlichen der Opioid-Krise in den USA zur Verantwortung ziehen. Die Auslieferung Ovidio Guzmans verdeutliche „die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen der amerikanischen und der mexikanischen Regierung, um den Drogenhandel einzudämmen“.

Nachfolger an der Spitze des Sinaloa-Kartells

Dem 33-Jährigen würden „Drogenhandel, Geldwäsche und andere gewalttätige Verbrechen“ zur Last gelegt, heißt es in der Mitteilung weiter. US-Ermittler hatten Ovidio Guzman außerdem wegen der Anordnung der Ermordung eines Polizeiinformanten, eines Drogenhändlers und eines prominenten Sängers, der sich weigerte, bei seiner Hochzeitsfeier aufzutreten, im Visier.

Mexikanischer Drogenbaron Joaquin „El Chapo“ Guzman während seiner Auslieferung in die USA
APA/AFP/US Department of Justice
„El Chapo“ Joaquin Guzman befindet sich seit über sechs Jahren in US-Haft

Die US-Behörden stufen Ovidio Guzman ebenso wie seinen Bruder Joaquin Guzman junior als besonders einflussreiche Mitglieder des Sinaloa-Kartells ein. Auch ihre Brüder Ivan Archivaldo und Jesus Alfredo gelten als in den Drogenschmuggel verstrickt. Für Informationen, die zu Ovidio Guzmans Festnahme führen, hatten die USA eine Belohnung von bis zu fünf Millionen Dollar (rund 4,7 Mio. Euro) ausgesetzt.

Straßenschlachten und Schießereien nach Festnahme

Anfang Jänner wurde er schließlich in Culiacan, der Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Sinaloa, gefasst. Bei dem Einsatz wurden 29 Menschen getötet – zehn Militärangehörige und 19 mutmaßliche Kartellmitglieder. Der Festnahme Ovidio Guzmans war nach Regierungsangaben aus Mexiko ein sechsmonatiger Überwachungseinsatz vorausgegangen, um „El Chapos“ Sohn überhaupt erst einmal aufzuspüren.

Seine Festnahme löste eine Welle der Gewalt in Culiacan aus. Mitglieder des Sinaloa-Kartells griffen Sicherheitskräfte an, errichteten Straßensperren und setzten Fahrzeuge in Brand.

„Die Maus“ und die US-Opioidkrise

Ovidio Guzman, der unter dem Namen „El Raton“ („die Maus“) bekannt ist, hatte seine Auslieferung an die USA zunächst per Gerichtsbeschluss verhindert. Die US-Behörden werfen ihm vor, in Sinaloa fast ein Dutzend Labore zur Herstellung der synthetischen Droge Methamphetamin beaufsichtigt und am Handel mit Kokain und Marihuana beteiligt gewesen zu sein.

Erst zwei Tage vor Ovidio Guzmans Überstellung an die US-Behörden war seine Stiefmutter Emma Coronel Aispuro in den USA aus der Haft entlassen worden. „El Chapos“ 34 Jahre alte Ehefrau, die mit dem Drogenboss Zwillinge bekam, war im November 2021 wegen Drogenhandels und Geldwäsche zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden.

Sohn des meistgesuchten Verbrechers der Welt

Joaquin Guzman war zeitweise einer der meistgesuchten Verbrecher der Welt. Er wurde 2017 an die USA ausgeliefert und 2019 von einem New Yorker Gericht unter anderem wegen Drogenhandels, Geldwäsche und Waffenvergehen zu lebenslanger Haft verurteilt. Seine Strafe sitzt er mittlerweile im Bundesstaat Colorado in einer der bestgesicherten Haftanstalten der USA ab.

„El Chapo“ hatte das Sinaloa-Kartell vor vier Jahrzehnten gegründet, es zählt zu den mächtigsten Drogenkartellen Mexikos. Die USA beschuldigen es unter anderem, das Land mit Fentanyl zu überschwemmen. Die synthetische Opioiddroge ist etwa 50-mal stärker als Heroin, zahllose Drogentote in den USA gehen auf ihr Konto.