FMA will Kreditvergaben der Banken genauer prüfen

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) will sich in den nächsten Monaten die Kreditvergaben der Banken sehr genau anschauen, „das wird ein Schwerpunkt unserer Tätigkeit sein“, sagte FMA-Vorstand Helmut Ettl heute im Klub der Wirtschaftspublizisten. Dabei will man auch prüfen, wie die Banken ihre Kunden beraten haben.

Die Kreditvergabestandards seien in den letzten Jahren stark erodiert, die derzeitigen Standards seien langfristig gesehen „gerade noch vertretbar“. Ettl erinnerte an die vor 15 Jahren durch die Lehman-Pleite ausgelöste Finanzkrise. Man habe damals auch an Menschen, die es sich eigentlich nicht leisten konnten, Wohnbaukredite vergeben.

Viele der heutigen Kreditnehmer seien damals nicht dabei gewesen und würden die Niedrigzinsphase der letzten zehn Jahre für eine normale Entwicklung halten, das sei aber nicht richtig: Diese Phase sei vielmehr außergewöhnlich, und sie sei durch außergewöhnliche Stabilisierungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank herbeigeführt worden.

In den nächsten Monaten will sich die Aufsichtsbehörde die Kreditvergaben der Banken genauer anschauen und auch, wie die Banken ihre Kunden beraten haben. Die derzeit geltenden Standards seien „gerade noch vertretbar“ und im europäischen Vergleich immer noch „großzügig“, meinte Ettl.

Brunner: Kein Aufweichen der Standards

„Das sind Minimumstandards, die nicht unterschritten werden sollten.“ Vorgesehen ist derzeit unter anderem, dass die Kreditraten 40 Prozent des Haushaltseinkommens nicht übersteigen dürfen und der Eigenmittelanteil nur zehn Prozent betragen muss bzw. 20 Prozent, wenn man die Nebenkosten des Kredits berücksichtigt.

Argumente für eine Aufweichung der Standards sehe man derzeit „nicht auf dem Tisch“. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) hatte wiederholt auf Lockerungen gedrängt, damit „alle Bürgerinnen und Bürger, die es sich leisten können, ihren Wunsch nach einem Eigenheim umsetzen können“, wie er in einem veröffentlichten Brief an den FMA-Vorstand formulierte.