Libyen: Wütende Proteste nach Flutkatastrophe in Darna

Hunderte Menschen haben gestern in der stark von Überschwemmungen betroffenen Hafenstadt Darna in Libyen für die Absetzung des Gemeinderats und eine Vereinigung Libyens protestiert. Der libysche TV-Sender al-Masar zeigte Aufnahmen, in denen die Demonstrierenden forderten, dass die Verantwortlichen der Katastrophe zur Rechenschaft gezogen werden.

Nach Aussagen von Augenzeugen sollen Protestierende am Abend auch probiert haben, das Haus des zur Zeit suspendierten Bürgermeisters Abdel-Moneim al-Gheithi in Brand zu setzen. Durch die verheerenden Überschwemmungen sind auch zwei Dämme in Darna gebrochen. Den Behörden wird vorgeworfen, diese nicht ordnungsgemäß instand gehalten und somit zum Ausmaß der Katastrophe beigetragen zu haben.

Darna wurde besonders schwer von der Flutkatastrophe getroffen. Genaue Zahlen, wie viele Menschen den schweren Überschwemmungen im Osten Libyens zum Opfer fielen, haben die örtlichen Behörden bisher nicht. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden bis Ende vergangener Woche rund 4.000 Todesopfer identifiziert und mit Totenscheinen registriert.

Ermittlungen laufen

Der libysche Staatsanwalt Al-Sedik al-Sur nahm wegen der Dammbrüche Ermittlungen auf. Die Dämme sollen Risse gehabt haben, und es soll Geld für die Instandhaltung bereitgestellt worden sein. Der Staatsanwalt will den Verbleib der Gelder nun klären. Darnas Bürgermeister Gheithi wurde außerdem vorerst von seinem Amt suspendiert.

Libyen ist faktisch zweigeteilt. Das Land hat im Westen eine Regierung, die international anerkannt ist. Im Osten, wo der Sturm „Daniel“ besonders großen Schaden angerichtet hat, herrscht eine andere Regierung, die international nicht anerkannt ist. „Daniel“ hatte Libyen am 10. September erfasst.