Altbauwohnung
ORF.at/Christian Öser
Große Wohnungserhebung

Die Unterschiede zwischen Stadt und Land

In Österreich hat es 2021 knapp 2,1 Millionen Wohngebäude gegeben, davon rund 1,5 Millionen Einfamilienhäuser und etwa 4,9 Millionen Wohnungen – Tendenz in den letzten Jahren deutlich steigend. Die Zahlen sind das Ergebnis des „Zensus Gebäude- und Wohnungszählung 2021“ der Statistik Austria, veröffentlicht am Dienstag. Nebentangente: In vielen Wohnungen sind – aus unterschiedlichen Gründen – keine Hauptwohnsitze gemeldet. Insgesamt gibt die Statistik einige Antworten auf die Frage: „Wie wohnt Österreich?“ Es bleiben aber auch einige offen.

Der Zensus wird mit Stichtag 31. Oktober im Zehnjahresabstand erhoben, nach 2011 wurden die Ergebnisse nun zum zweiten Mal veröffentlicht. Bei der letzten Bestandsaufnahme wurden rund 2,4 Millionen Gebäude gezählt nach knapp 2,2 Millionen zehn Jahre zuvor. Tendenz: Es wurde viel gebaut, die Wohnnutzflächen wurden größer, die regionalen Unterschiede und das Gefälle Stadt – Land sind groß. Der tatsächliche Leerstand lässt sich schwer einschätzen.

Der Bestand hat sich laut Statistik Austria um 8,4 Prozent erhöht. 2021 gab es 2,1 Millionen Wohngebäude, der Rest entfiel auf Industrie- und Gewerbeflächen. Die Zahl der Wohnungen stieg um 10,5 Prozent von 4,4 Millionen auf 4,9 Millionen – in den 50 Jahren seit der Gebäude- und Wohnungszählung laut „Zensus Gebäude- und Wohnungszählung 2021“ insgesamt um 84,1 Prozent.

Mehr Wohnfläche

Gestiegen ist nicht nur die Zahl der Wohnungen, auch die Nutzfläche wurde in den letzten Jahren größer. Eine Wohnung als Hauptwohnsitz für mindestens eine Person war im Jahr 2021 im Schnitt 96,2 Quadratmeter groß – um drei Quadratmeter größer als 2011.

Einfamilienhaus
ORF/Viviane Koth
Die Zahl der Einfamilienhäuser ist gestiegen, damit auch tendenziell die Wohnfläche pro Person

Im gesamten Durchschnitt standen bei der letzten Erhebung 43,9 Quadratmeter Wohnraum pro Person zur Verfügung. Es gab mehr größere (über 130 Quadratmeter) und weniger kleine (unter 45 Quadratmeter) Wohnungen als zehn Jahre zuvor.

Deutliches Stadt-Land-Gefälle

Die Statistik zeigt sehr deutlich regionale Unterschiede: Die meisten kleinen Wohnungen gibt es in Wien, die wenigsten im Burgenland, in Niederösterreich und Kärnten. Umgekehrt sind die durchschnittlichen Nutzflächen im Burgenland, in Nieder- und Oberösterreich am größten.

In Wien machen Wohnungen mit mehr als 130 Quadratmeter Fläche nur etwas über fünf Prozent des Gesamtbestandes aus. Im Burgenland sind es laut der Erhebung 32 Prozent, in Niederösterreich knapp ein Viertel. In beiden Bundesländern entfällt ein Großteil der Wohnungen auf „klassische Einfamilienhäuser“, wie es in dem Bericht der Statistik Austria heißt.

Rund 135 Quadratmeter im Einfamilienhaus

Tendenziell steht Bewohnern von Einfamilienhäusern – in Eigentum oder Miete – mehr Fläche zur Verfügung als Mietern in Wohnungen. Insgesamt gab es laut Erhebung 2021 1,53 Millionen Einfamilienhäuser, daneben 293.000 Immobilien mit zwei und 274.000 mit drei oder mehreren Wohneinheiten.

Einfamilienhäuser haben laut Statistik Austria im Durchschnitt eine Wohnfläche von rund 135 Quadratmetern, „während Hauptwohnsitzwohnungen in Wohngebäuden mit drei und mehr Wohnungen nur halb so groß sind. Die Wohnungen zur Miete sind in allen Bundesländern kleiner als die Wohnungen im Eigentum.“ Mietwohnungen sind im österreichweiten Schnitt knapp 81 Quadratmeter groß, was laut der Erhebung vor allem an deren hohem Anteil in Zwei- und Mehrfamilienhäusern liegt.

Wien hat die meisten Altbauten

Auch das Alter der Wohnungen variiert. In Wien etwa befinden sich fast 29 Prozent der Wohnungen (rund 308.500) in Gebäuden, die vor 1919 errichtet wurden. Österreichweit sind es knapp 575.000. Am meisten gebaut wurde zwischen 1971 und 1990 (rund 992.000 Wohnungen) nach den Jahren 1945 bis 1970 (888.000).

Sehr unterschiedlich fällt auch die Ausstattung der Wohnungen aus. Rund jede zwölfte verfügt laut Statistik über keine Zentralheizung oder etwa einen Fernwärmeanschluss, wobei der Anteil in Wien der geringste ist. Einen Zusammenhang stellt die Statistik Austria auch zwischen Größe und Ausstattung her. Einraumwohnungen verfügten entsprechend am häufigsten über kein WC bzw. Bad oder Dusche – die „klassische“ Kategorie D nach dem Mietrechtsgesetz (MRG). Dieser Anteil ist mittlerweile jedoch verschwindend klein (null bis 0,1 Prozent).

Leerstand oder nicht?

Auffallend an den Zahlen ist eine relativ große Anzahl an Wohnungen ohne Hauptsitzmeldung. Diese sank in den letzten Jahren kontinuierlich, wie es in dem Zensus und einem weiteren Bericht am Dienstag hieß. Jede 20. Wohnung ist laut den Zahlen ein Nebenwohnsitz, und in jeder siebenten – oder rund 650.000 (13,3 Prozent) – ist niemand hauptgemeldet. 1971 lag der Anteil an Hauptwohnsitzen noch bei über 90 Prozent, 1991 bei rund 88 Prozent, wie aus den Daten der Statistik Austria hervorgeht.

Das sei jedoch nicht unbedingt immer ein Indiz für Leerstand – über den aktuell inklusive Abgaben viel debattiert wird. Die Gründe reichten von Vermietungen von Ferienwohnungen über Renovierungsarbeiten bis zu Leerstand vor Verkauf oder Neuvermietung, sagte Regina Fuchs, Leiterin der Direktion Bevölkerung bei der Statistik Austria, bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Es komme auch vor, dass Wohnungen zwar bewohnt seien, aber niemand gemeldet sei oder die Liegenschaft etwa während einer Verlassenschaftsabwicklung leer stehe.

Tourismus und Abwanderung

Österreichweit ist laut Statistik Austria der Anteil der Wohnungen ohne Wohnsitzangabe in Tourismusregionen wie Vorarlberg und Tirol am höchsten. Zugleich gebe es auch in Gemeinden mit starken Bevölkerungsverlusten – wie im nördlichen Waldviertel und in ländlichen Regionen Kärntens – einen hohen Anteil an Wohnungen ohne Wohnsitzangabe.

Nach Bundesländern hat Kärnten mit 16,3 Prozent den höchsten Anteil an Wohnungen ohne Wohnsitzangabe, dicht gefolgt von Tirol mit 16,1 Prozent. Den geringsten Anteil an Wohnungen ohne Wohnsitzmeldung hat Wien mit 9,7 Prozent. Wiener Wohnungen ohne Wohnsitzangabe, die nach 2011 durch An-, Auf- oder Umbauten entstanden sind, fehlen allerdings im Wohnungsbestand.