Guterres: „Welt gerät aus den Fugen“

Angesichts zunehmender globaler Spannungen hat UNO-Generalsekretär Antonio Guterres vor einer Aufspaltung der Welt gewarnt. Es gebe tiefe Gräben zwischen den größten Wirtschafts- und Militärmächten, zwischen Ost und West sowie zwischen reichen Staaten und Entwicklungsländern. „Wir nähern uns immer mehr einem großen Bruch der Wirtschafts- und Finanzsysteme sowie der Handelsbeziehungen“, sagte Guterres zum Start der Generaldebatte der Vollversammlung heute in New York.

Ohne eine Reform der internationalen Institutionen – auch des UNO-Sicherheitsrates – könnten Probleme und Interessen nicht wirksam angegangen werden. Der Status quo sei keine Lösung: „Es geht um Reform oder das Zerbrechen“, meinte Guterres.

„Unsere Welt gerät aus den Fugen. Die geopolitischen Spannungen nehmen zu. Die globalen Herausforderungen nehmen zu. Und wir scheinen nicht in der Lage zu sein, zusammenzukommen, um darauf zu reagieren.“

Appell für gemeinsame Lösungen

Die Vereinten Nationen sind aufgrund der Konfrontation zwischen dem Westen und Russland, der Rivalität zwischen den USA und China sowie den Ungleichheiten zwischen reichen und armen Gesellschaften zunehmend besorgt – eine Fragmentierung würde die Weltgemeinschaft dysfunktional und Zusammenarbeit weitgehend unmöglich machen.

Guterres appellierte an die Staats- und Regierungschefs, gemeinsam Lösungen zu finden, internationale Strukturen müssten erneuert werden und die gegenwärtige Welt widerspiegeln. „Kompromiss ist zu einem Schimpfwort geworden“, sagte der 74-jährige Portugiese. Es brauche jedoch Staatskunst statt Stillstand – und einen „globalen Kompromiss“.

Biden: „Aus Gegnern können Partner werden“

US-Präsident Joe Biden rief in seiner Rede dazu auf, zusammenzustehen. „Keine Nation kann die Herausforderungen von heute allein bewältigen“. Er machte deutlich, dass die „Geschichte nicht unsere Zukunft diktieren“ müsse und erinnerte an seinen jüngsten Besuch in Vietnam – einstiger Kriegsgegner der USA.

„Aus Gegnern können Partner werden, überwältigende Herausforderungen können gelöst werden, und tiefe Wunden können heilen“, mahnte Biden. Die Vereinigten Staaten strebten „eine sicherere, wohlhabendere und gerechtere Welt für alle Menschen“ an. „Denn wir wissen, dass unsere Zukunft an die Ihre gebunden ist.“

Die UNO rief er auf, dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine Einhalt zu gebieten. Die UNO müsse die „blanke Aggression“ Russlands in der Ukraine stoppen, um künftige Aggressoren abzuschrecken, so Biden.