Geborstener Staudamm in Libyen war mit Erde gebaut

Mindestens einer der beiden Dämme, deren Bruch in Libyen zu einer Flutkatastrophe mit Tausenden Toten führte, war nach Angaben einer Expertin aus Erde und nicht aus Zement gebaut. „Der Damm, der kollabierte, war nur aus Sand und Steinen gebaut“, schrieb Claudia Gazzini von der Denkfabrik International Crisis Group gestern auf Twitter (X). „Der Kontrollturm und der riesige Abwasserkanal waren aus Zement, und beide stehen noch.“

Gazzini veröffentlichte auch Fotos von ihrem Besuch an einem der beiden Dämme rund zehn Kilometer südlich der Hafenstadt Darna, die besonders schwer von der Katastrophe getroffen wurde. Zu sehen sind Überreste eines Damms in einem ausgetrockneten Flussbett. Das Becken habe sich einem Anrainer zufolge am Abend des 10. September bei den schweren Regenfällen schnell gefüllt, nach nur fünf Stunden sei Wasser über die Oberkante des Damms getreten.

In Folge des Sturms „Daniel“ waren zwei Dämme in Darna gebrochen. Ganze Viertel der 100.000 Einwohner zählenden Stadt wurden durch die Wassermassen weggespült. Den Behörden wird vorgeworfen, die Dämme nicht ordnungsgemäß instand gehalten und somit zur Katastrophe beigetragen zu haben.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden rund 4.000 Todesopfer identifiziert. Die Regierung im Osten bezifferte die Zahl der offiziell registrierten Toten bisher mit 3.338. Zehntausende Menschen wurden durch die Katastrophe obdachlos.