Bürgermeister warnt vor Atomunfall in Saporischschja

Der Bürgermeister der von russischen Soldaten besetzten ukrainischen Kraftwerksstadt Enerhodar warnt vor einem wachsenden Risiko atomarer Unfälle im frontnahen Atomkraftwerk Saporischschja. „Die Befürchtung wird mit jedem Tag größer, weil es gleich mehrere gefährliche Faktoren gibt“, sagte Dmytro Orlow der dpa.

Er übt seine Funktion als Leiter einer zivil-militärischen Verwaltung der namensgebenden Großstadt Saporischja im Süden der Ukraine aus und hat Enerhodar – die Werkssiedlung der Anlage – nach der Besetzung durch russische Soldaten verlassen.

Groß sei die Gefahr einer technischen Katastrophe, sagte er. „Das Kraftwerk muss nun von außen versorgt werden, und allein seit September gab es sechs Zwischenfälle, bei denen die Stromversorgung unterbrochen wurde. In den 40 Jahren zuvor gab es keinen einzigen solchen Zwischenfall“, sagte Orlow in Saporischschja.

Orlow berichtet von Drohungen gegen Mitarbeiter

Die russischen Besatzer haben laut Orlow auch Mitarbeiter mit Drohungen und Misshandlungen bis hin zu Folter schikaniert. Solche Fälle seien namentlich bekannt und könnten belegt werden. Nun fehle es an qualifizierten Fachleuten, da Russland keinen Ersatz gestellt habe.

Von Folter und Misshandlungen an ukrainischen AKW-Mitarbeitern durch Russland war in den knapp 200 Ukraine-Berichten der IAEA bisher noch nie die Rede. Doch IAEA-Chef Rafael Grossi hat darauf hingewiesen, dass die Kämpfe um das AKW und die russische militärische Präsenz in der Anlage nicht nur die Sicherheit des Kraftwerks gefährden, sondern auch zum psychologischen Stress der Belegschaft beitragen.