Hausarzt
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Coronavirus

Herbst steht im Zeichen des Hausarztes

Die kühlere Jahreszeit bringt alle möglichen Infektionskrankheiten mit sich. Dazu zählt erneut Covid-19. Es ist das erste Mal seit 2020, dass die Erkrankung nicht mehr gemeldet werden muss. Coronavirus-Einschränkungen bestehen seit Mitte des Jahres keine mehr, getestet und geimpft wird diesen Herbst in der Regel im niedergelassenen Bereich.

US-Präsident Joe Biden hat es erwischt, und auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hatte „typische Symptome“. In den vergangenen Tagen häuften sich die Coronavirus-Infektionen. Das spiegelt auch das SARI-Dashboard wider, das in Österreich über stationäre Spitalsaufnahmen mit Atemwegserkrankungen informiert. Auch die Zahlen der Personen, die sich mit Influenza und RSV infizierten, sind leicht gestiegen.

Fachleute orten derzeit keinen Grund für große Besorgnis. Das Niveau des CoV-Infektionsgeschehens sei überschaubar. Komplexitätsforscher Peter Klimek machte für das Aufflammen vor allem neue CoV-Varianten verantwortlich. Für den Virologen Andreas Bergthaler von der Medizinischen Universität Wien ist die Situation ebenfalls wenig überraschend. Das Infektionsgeschehen nehme zu, wie das bisher in jedem Herbst der Fall gewesen sei – hinzu kommt etwa der Schulstart Anfang September.

Testen beim Arzt – oder kostenpflichtig

Seit 1. Juli existieren hierzulande keine Maßnahmen mehr, um das Coronavirus einzudämmen. Grundsätzlich heißt das, dass Covid-19 wie jede andere nicht meldepflichtige Infektionskrankheit zu behandeln ist: auf Symptome achten, zum Arzt oder zur Ärztin gehen und im Fall des Falles zu Hause bleiben. Fachleute empfehlen aber trotzdem das Tragen einer Maske, wenn man sich in jenen Situationen befindet, wo Viren auch schnell übertragen werden, also etwa bei engem Kontakt.

Sollten die Zahlen jedoch weiter zunehmen, könnte zum Beispiel für Situationen im Hochrisikobereich wieder vermehrt auf Testungen zurückgegriffen werden. Vorgesehen ist nach aktuellem Stand jedoch nichts. Möglich ist weiterhin, sich auf eine Infektion testen zu lassen. Im Gegensatz zu den vergangenen Monaten gibt es allerdings keine flächendeckenden Angebote mehr. Denn mit dem Auslaufen der Coronavirus-Maßnahmen Anfang Juli dieses Jahres endete auch das durch die öffentliche Hand finanzierte Testsystem. In Apotheken kann man sich kostenpflichtig Coronavirus-Tests beschaffen.

Wie bei anderen Krankheiten sind nun in erster Linie niedergelassene Ärzte und Ärztinnen zuständig, wenn erste Symptome auftreten. Sie entscheiden, ob ein Antigen-Test oder PCR-Test überhaupt nötig ist. Gegebenenfalls können die Ärzte und Ärztinnen dem Patienten bzw. der Patientin ein Rezept für ein Coronavirus-Medikament verschreiben. Dieses Arzneimittel kann laut Gesundheitsministerium anschließend über eine öffentliche Apotheke kostenlos bezogen werden.

Impfstoff angepasst und verfügbar

Auch in Sachen Impfungen hat sich einiges geändert. Die langen Impfstraßen gibt es nicht mehr, das Nationale Impfgremium gab Ende August neue Impfempfehlungen aus, und der Impfstoff wurde an die dominierende Variante Omicron XBB.1.5 angepasst – mehr dazu in noe.ORF.at. Der Impfstoff des Mainzer Herstellers Biontech und seines US-Partners Pfizer war zuletzt von der EU zugelassen worden. Für den Herbst erwartet werden noch weitere angepasste Impfstoffe, etwa vom US-Unternehmen Moderna.

Unabhängig davon, wie oft man bereits mit dem Coronavirus Kontakt hatte bzw. geimpft wurde, wird eine einmalige Impfung mit einem an die XBB-Varianten angepassten Impfstoff ab zwölf Jahren empfohlen. In speziellen Situationen, zum Beispiel bei schwerer Beeinträchtigung des Immunsystems, kann mehr als eine Impfung notwendig sein, heißt es auf der Impfwebsite des Gesundheitsministeriums – mehr dazu in science.ORF.at.

CoV: Hoffen auf die „breite Immunität“

Die Coronavirus-Infektionszahlen steigen wieder. Fachleute setzen aber auf die Immunisierung in der Bevölkerung und auf den neuesten Impfstoff in den Arztpraxen.

Angeboten wird die Impfung nun hauptsächlich im niedergelassenen Bereich. Das Ministerium verweist auf der Impfwebsite auf diverse Listen mit Ärzten und Ärztinnen in den jeweiligen Bundesländern. Sie sollen den angepassten Coronavirus-Impfstoff verabreichen. In Wien sind die Termine für Impfungen nicht nur rar, auch die Liste der Ärzte und Ärztinnen scheint nicht aktuell zu sein. Im städtischen Impfservice sei nur ein „kleines Kontingent“ verfügbar – mehr dazu in wien.ORF.at.

Österreichweites Influenzaimpfprogramm

Neben der Coronavirus-Impfung wird die Influenzaimpfung empfohlen. Erstmals wird es für die kommende Grippesaison ein österreichweites Influenzaimpfprogramm der öffentlichen Hand geben. Die Impfung wird für alle ab 18 Jahren deutlich kostengünstiger angeboten. Zu bezahlen sind dann nach Angaben der Österreichischen Gesundheitskasse sieben Euro. Das gänzlich kostenlose Influenzaimpfprogramm für Kinder und für Menschen in Alters- und Pflegeheimen soll nebenher bestehen bleiben.

2022/23 wurde von der MedUni Wien die höchste Zahl an Infektionen seit der Einführung der Influenzaüberwachung 1999/2000 registriert. Auch die Zahl der Todesopfer war mit rund 4.000 hoch, wie die jährliche AGES-Schätzung ergab. Unter den Toten waren auch mehrere Kinder, die wie Schwangere und Senioren zur Risikogruppe bei Influenza zählen. „Ein Teil dieser Todesfälle hätte vermutlich durch eine rechtzeitige Influenzaimpfung vermieden werden können“, betonte Virologin Monika Redlberger-Fritz.

Das Problem sei, dass die Durchimpfungsrate gegen Influenza in Österreich zu gering ist. Diese lag in der zurückliegenden Saison bei nur 13,62 Prozent. Vor der Coronavirus-Pandemie dümpelte die Rate unter zehn Prozent dahin, mit Impfkampagnen 2020/21 stieg sie zwar auf 22,13 Prozent, in der Saison darauf sank sie aber wieder auf 16,87 Prozent und zuletzt um weitere drei Prozentpunkte.