Getreideimporte: Polen bestellt ukrainischen Botschafter ein

Der Konflikt zwischen Polen und der Ukraine über Getreidehandel zieht weitere Kreise. Das polnische Außenministerium bestellte heute den ukrainischen Botschafter ein, um Protest gegen Äußerungen von Präsident Wolodymyr Selenskyj vor der UNO-Vollversammlung einzulegen.

Selenskyj habe angedeutet, dass einige EU-Länder Solidarität mit der Ukraine vortäuschten, aber indirekt Russland unterstützten. Vizeaußenminister Pawel Jablonski habe Botschafter Wassyl Swarytsch deutlich gemacht, dass dieses Verhalten wie auch Beschwerden an internationalen Stellen nicht zur Beilegung von Streitigkeiten geeignet seien.

„Politisches Theater“ um Getreideimporte

Selenskyj hatte gesagt, das „politische Theater“ um Getreideimporte aus der Ukraine komme nur Russland zugute. Vor der Welthandelsorganisation (WTO) reichte die Ukraine Beschwerde gegen Polen, Ungarn und die Slowakei ein, weil sie die Einfuhr von Lebensmitteln aus der Ukraine untersagen.

Die drei EU-Staaten hatten erklärt, sie müssten ihre eigene Wirtschaft und ihre heimischen Landwirte schützen. Agrargüter zählen zu den wichtigsten Einnahmequellen der Ukraine. Wegen des Krieges gegen Russland versucht die Ukraine, Produkte statt über das umkämpfte Schwarze Meer verstärkt über den Landweg zu exportieren.

Bulgarien stoppt Import von Sonnenblumenkernen

Das EU-Land Bulgarien will den Import von Sonnenblumenkernen aus der Ukraine vorübergehend stoppen, um heimische Erzeuger zu unterstützen. Nach Protesten von Landwirten unterzeichneten die prowestliche Regierung und Vertreter von etwa zwei Dutzend Agrarverbänden in Sofia ein Memorandum.

Die Landwirte erklärten damit ihre am Montag begonnenen Proteste und Blockaden mit Agrarmaschinen für beendet. Auslöser für die Proteste war eine Aufhebung der Importbeschränkungen aus der Ukraine in der Vorwoche. Die Importe von Sonnenblumenkernen aus der Ukraine sollen nach dem vorab veröffentlichten Memorandum so lange gestoppt werden, bis die heimische Ernte 2022/23 verarbeitet ist und die von der Industrie noch benötigten Mengen festgelegt worden sind.