E-Control-Chef: Energieversorger sollen Gasquellen offen legen

Der Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, Alfons Haber, fordert, dass die österreichischen Energieversorger ihre Gasquellen künftig transparent machen sollen.

Unter anderem solle offengelegt werden, „wer liefert ihnen das Gas, welche Länder sind das, und über welche Leitungen kommt es nach Österreich“, sagte Haber dem ORF-Wirtschaftsmagazin „Eco“ (heute, 22.30 Uhr, ORF2).

Abhängigkeit von russischem Gas verringern

Bisher sei das nicht der Fall. Damit könnte Österreich laut E-Control die Abhängigkeit von russischem Gas weiter reduzieren.

Vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat Österreich 80 Prozent seines Gasverbrauchs mit Gas aus Russland gedeckt. Eineinhalb Jahre später wurde die Abhängigkeit reduziert, ist aber mit 55 Prozent immer noch vergleichsweise hoch.

Deutschland, das 2021 noch 55 Prozent seines Erdgases aus Russland bezog, ist mittlerweile komplett ausgestiegen. Italien konnte seinen Anteil deutlich reduzieren – von 40 auf drei Prozent. EU-weit kamen vor dem Ukraine-Krieg 40 Prozent der Gasmengen aus Russland, aktuell liegt der Wert bei zehn Prozent.

In Österreich gibt es mit der Energie Steiermark bereits einen Landesversorger, der nach eigenen Angaben komplett aus russischem Gas ausgestiegen ist. Die verpflichtende Offenlegung könnte weitere Anbieter veranlassen, auf nicht russische Alternativen zu setzen, so Haber.

Ministerium begrüßt Schritte zu Transparenz

Aus dem Energieministerium hieß es gegenüber „Eco“, dass man „natürlich alle Schritte für mehr Transparenz bei der Gasversorgung“ begrüße. Aktuell sei etwa eine Verordnung der E-Control in Begutachtung, „die die Gasversorger gegenüber der E-Control zu mehr Transparenz bezüglich ihrer Lieferverträge und der Herkunftsländer des bezogenen Gases verpflichtet“.

Für eine seriöse Angabe zur Herkunft des Erdgases brauchte es aber einen „EU-weit standardisierten Herkunftsnachweis“, so ein Ministeriumssprecher gegenüber „Eco“.

Gaswirtschaft skeptisch

Die Gaswirtschaft sieht den Vorschlag skeptisch. „Ein geschlossenes Herkunftsnachweissystem gibt es in Europa nicht“, so Bernhard Painz, Vorstandschef der Austria Gas Grid Management (AGGM), die den physischen Gasfluss im heimischen Pipelinenetz steuert. Das mache es schwierig, die Gasquellen zu 100 Prozent transparent offenzulegen.