Bevölkerungsschwund: Sardinien umwirbt Schäfer aus Kirgistan

Die italienische Mittelmeer-Insel Sardinien kämpft seit geraumer Zeit mit Bevölkerungsschwund. Von 2019 auf 2020, den letzten von den regionalen Behörden zur Verfügung gestellten Daten, sank die Bevölkerungszahl von 1.587.413 auf 1.509.044.

Am stärksten betroffen sind die ländlichen Gebiete. Das weckt Sorge, dass die Traditionen der Insel – einschließlich der typischen Milchproduktion – langsam verschwinden. Die einheimischen Hirten kommen ins Alter, die Jugend verlässt die Insel.

Doch die örtlichen Behörden glauben eine Lösung gefunden zu haben: Sie wollen Schäfer aus Kirgistan ins Land holen. Der Regionalverband von Coldiretti, der größten Bauerngewerkschaft Italiens, hat vor Kurzem mit dem kirgisischen Arbeitsminister eine Vereinbarung über ein Pilotprojekt getroffen, das etwa 100 kirgisische Schäfer oder Schäferinnen und ihre Familien auf die Insel bringen soll.

Ähnliche Tradition

Nach Angaben von Coldiretti hat Kirgistan eine ähnliche Hirtentradition wie Sardinien, wo die Schafzucht seit Jahrhunderten betrieben wird. Die Schafhirten sollen kommendes Jahr auf der Insel eintreffen und in kleinen ländlichen Zentren untergebracht werden, wo sie zunächst eine Ausbildung absolvieren, die später in einen langfristigen Vertrag umgewandelt werden könnte. Außerdem werden sie von Personen begleitet, die ihnen bei der Integration in die örtliche Kultur und Gemeinschaft helfen.

Sollte das Pilotprojekt erfolgreich sein, sollen Tausende von kirgisischen Hirten nach Sardinien kommen. Obwohl in diesem Sommer eine beträchtliche Anzahl von Schutzsuchenden an Italiens Küsten gelandet ist, ist es laut Coldiretti schwierig, langfristige Arbeitskräfte zu finden, die bereit sind, in den ländlichen Gebieten Sardiniens zu arbeiten. Die kirgisischen Hirten dagegen seien es gewohnt, in kleinen Gemeinschaften zu leben, und mit der Schafzucht vertraut.