„F-35B Lightning II“-Jet der US Airforce
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Gesprächsprotokoll

Bizarrer Notruf nach F-35-Absturz

In den USA ist am Sonntag ein hochmoderner, sehr teurer Kampfjet des Typs F-35B abgestürzt. Trümmer wurden gefunden, der Pilot rettete sich per Schleudersitz – und landete in einem Garten in South Carolina. Es folgte ein etwas bizarres Telefonat, zu dem nun ein Gesprächsprotokoll veröffentlicht wurde. Teilnehmer: Ein verdutzter Gartenbesitzer, der Pilot und eine offenbar noch verdutztere Frau am Notruf 911.

Das rund vier Minuten dauernde Gespräch wurde aufgezeichnet, das Protokoll am Donnerstag von der US-Nachrichtenagentur Associated Press veröffentlicht, englischsprachige Medien in den USA und Großbritannien griffen es am Freitag auf. Von einem „bizarren“ Notruf nach dem Unglück – bei dem glücklicherweise niemand gröber zu Schaden kam – schrieb etwa der britische „Guardian“.

Der wesentliche Inhalt des Gesprächs: Der Pilot des Flugzeugs einer Trainingseinheit der US-Marineinfanterie verlangt mehrfach nach einem Rettungswagen. Der Bewohner des Hauses, in dessen Garten er mit seinem Fallschirm landete, versucht einer Mitarbeiterin des Notrufs in ungewöhnlicher Ruhe, die ungewöhnliche Situation zu erklären. Diese versuche sich, so der „Guardian“, irgendeinen Reim auf die verwirrende Situation zu machen.

Bizarrer Notruf nach F-35-Absturz

In den USA ist am Sonntag ein hochmoderner, sehr teurer Kampfjet des Typs F-35B abgestürzt. Nun wurde der Notruf des Piloten veröffentlicht. „Ma’am, ein Militärflugzeug ist abgestürzt. Ich bin der Pilot. Wir müssen die Rettungskette in Gang setzen. Ich weiß nicht, wo das Flugzeug ist. Es muss irgendwo abgestürzt sein“, sagte er während des Notrufes.

„Er ist in meinem Garten hinter dem Haus gelandet“

„Wir haben hier einen Piloten im Haus“, wurde der Hausbesitzer aus South Carolina aus dem Gesprächsprotokoll zitiert, „und ich glaube, er ist in meinem Garten hinter dem Haus gelandet.“ Er hätte gerne einen Rettungswagen an seine Adresse.

Der Pilot, ein 47-Jähriger, habe gesagt, er fühle sich nach dem Notausstieg aus dem Kampfjet und Fallschirmsprung aus (wie er schätzte) knapp über 600 Metern (2.000 Fuß) „okay“. Nur sein Rücken würde etwas schmerzen. Der Hausbewohner habe erklärt, der Pilot sehe „gut“ aus.

„Ich weiß nicht, wo das Flugzeug ist“

Dann der Pilot: „Ma’am, ein Militärflugzeug ist abgestürzt. Ich bin der Pilot. Wir müssen die Rettungskette in Gang setzen“, so der 47-Jährige, der laut US-Medienberichten über sehr lange Flugerfahrung verfügt. „Ich weiß nicht, wo das Flugzeug ist. Es muss irgendwo abgestürzt sein“, er selber sei zuvor noch per Schleudersitz ausgestiegen, schilderte der Pilot laut Protokoll am Notruf.

Später habe der Kampfpilot der Marineinfanterie erneut um medizinische Hilfe ersucht. Er sei der Pilot einer Militärmaschine, sei gerade mit einem Fallschirm abgesprungen. „Könnten Sie bitte einen Rettungswagen schicken?“ Die Frau am anderen Ende des Telefons dürfte, so viel legt das Gesprächsprotokoll nahe, wegen des mehr als ungewöhnlichen Notrufs durchwegs ziemlich perplex gewesen sein.

Jet flog noch rund 100 Kilometer bis zum Absturz weiter

Zu dem Unglück war es Sonntagnachmittag nahe der Stadt Charleston in South Carolina gekommen, zumindest „stieg“ der Pilot dort nicht weit entfernt vom örtlichen Flughafen aus dem Jet aus. Ursache des Unfalls war laut offiziellen Angaben ein technischer Fehler. Laut Angaben des US-Marine Corps befand sich der Kampfjet zu diesem Zeitpunkt in einer Höhe – abweichend von der Einschätzung des Piloten – von rund 300 Metern.

Start eines „F-35B Lightning II“-Jets der US Airforce
APA/AFP/Us Navy/Francisco Diaz
Eine F-35B Lightning II vor dem Start auf einem Flugzeugträger

Der Jet flog danach noch rund 100 Kilometer weiter, bis er schließlich nahe Indiantown in einer dünn besiedelten ländlichen Gegend abstürzte. Das sei ein Fall von Glück im Unglück gewesen, hieß es, da ein Absturz in einem dicht besiedelten Gebiet viele Opfer hätte fordern können. Laut Marine Corps, zitiert vom „Guardian“, hielt die Bordsoftware das Flugzeug noch eine Weile stabil in der Luft.

Trümmer einen Tag später lokalisiert

Nach etwa einem Tag Suche fand das US-Militär laut Angaben der Joint Base Charleston mutmaßliche Trümmer des Tarnkappenjets der fünften Generation, das vom Rüstungs- und Technologiekonzern Lockheed Martin gebaut wird, in Williamsburg County in South Carolina.

Das Mehrzweckkampfflugzeug kostet aktuell pro Stück zwischen 80 und 100 Mio. Dollar (rund 75 bis 94 Mio. Euro) und gilt als eines der modernsten Militärflugzeuge weltweit. Beim verunglückten Typ handelte es sich um eine F-35B, einen Senkrechtstarter.

F-35 verschwunden: „Falls Sie eine finden …“

Spott handelte sich das US-Militär nach dem Unglück mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit, bei der Suche nach dem abgestürzten Jet zu helfen, ein. „Dem US-Militär fehlt eine F-35. Falls Sie eine finden, könnte es deren Jet sein“, hatte der US-Sender CNN leicht spöttisch getitelt.

CNN zitierte Abgeordnete zum US-Kongress. „Wie zur Hölle“ könne ein derartiges Flugzeug so einfach verloren gehen? Und warum funktioniere das F-35-Programm (mit sehr hohen Entwicklungs- und Betriebskosten) nicht? Laut dem US-Sender kostet das Stealth-Projekt über die Lebensdauer der Jets die USA an die 1,7 Billionen Dollar. Die Entwicklung in den USA erfolgte im Rahmen des Joint-Strike-Fighter-Programms (JASP). Mit den USA sind weitere Staaten an der Produktion des Flugzeugs beteiligt, mehrere wollen es ankaufen.