Arbeiter an einen Kran mit Stahlbände
APA/Hans Klaus Techt
Kollektivvertrag

Metaller läuten harte Lohnrunde ein

Plus 9,6 Prozent oder doch ein bisschen mehr? Darum dreht es sich ab Montag um die Mittagszeit, wenn die Vertreter der Gewerkschaften GPA und PRO-GE ihre Lohnforderungen an die Arbeitgeber der Metalltechnischen Industrie übergeben. Angesichts der hohen Inflation erwarten die Sozialpartner heuer besonders harte und lange Verhandlungen. Aber es gibt auch Verhandlungsmasse abseits des Lohnanstiegs, wie etwa bei Urlaub und Arbeitszeit.

Die Arbeitgeber zeichnen im Vorfeld ein düsteres Bild der Wirtschaft und sprachen von wenig Spielraum. Eine Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich oder ein früheres Erreichen der sechsten Urlaubswoche haben sie bisher abgelehnt. Im Übrigen habe es von der Regierung zur Abmilderung der hohen Inflation – im vergangenen Jahr betrug sie durchschnittlich 9,6 Prozent – auch Teuerungsausgleiche gegeben, diese müssten mitberücksichtigt werden.

GPA und PRO-GE fordern hingegen eine nachhaltige Lohn- und Gehaltserhöhung, diese habe mit Regierungsmaßnahmen nichts zu tun. Einmalzahlungen, wie sie die Arbeitgeber befürworten, lehnen die Gewerkschaften ebenfalls ab, denn das sei auch nur ein Einmaleffekt und fehle dann bei den nächstjährigen Verhandlungen. Es gebe auch keine Lohn-Preis-Spirale, sondern die Regierung habe zu wenig gegen die Teuerung getan. Nun könne man die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht im Regen stehen lassen.

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian hatte im Vorfeld angekündigt: „Wir ändern die Spielregeln nicht, wir verhandeln nicht für die Zukunft.“ Schließlich hätten die Sozialpartner in der Metallbranche im vergangenen Jahr auch mit der rollierenden – also zwölfmonatigen – Inflation als Basis abgeschlossen, obwohl bei der Einigung im Herbst 2022 schon die Teuerung anzog. Damals habe die Arbeitgeberseite argumentiert, dass dieser Anstieg ohnehin heuer abgegolten werde – und das müsse nun auch gelten, so Katzian.

Einmalzahlungen „Schnittlauch am Butterbrot“

Zuletzt hatten sich die Lohn- und Gehaltsabschlüsse um die zehn Prozent plus (brutto) bewegt. Ein Ausreißer waren die Paketzusteller, sie erhalten ab 2024 im Schnitt um 16 Prozent mehr auf das Konto. PRO-GE-Chef Reinhold Binder stellte jedenfalls klar, dass die Forderung für den Kollektivvertrag (KV) sicher zweistellig und Arbeitszeitverkürzung ein Thema sein werden. Die von den Arbeitgebern angedachten Einmalzahlungen seien bestenfalls „Schnittlauch am Butterbrot“.

„Brauchen Gehaltserhöhung wie einen Bissen Brot“

PRO-GE-Vorsitzender Reinhold Binder hat in der ZIB2 einen Ausblick auf die KV-Verhandlungen der Metaller gegeben. Aus seiner Sicht brauchen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angesichts der Teuerungen nun starke Gehaltserhöhungen „wie einen Bissen Brot“.

Die Metalltechnische Industrie habe in den vergangenen zwei Jahren Rekordeinnahmen lukriert, der Export würde nach wie vor hervorragend laufen, nun seien die Arbeitnehmer am Zug, so Binder. Er führt heuer zum ersten Mal die mehr als 130.000 Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie in die Herbstlohnrunde.

Knill: Müssen nicht „Kaufkraft gewährleisten“

Insgesamt beschäftigt die Metallindustrie gut 200.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf Wunsch der Arbeitgeber verhandeln aber die anderen Branchenbereiche in eigenen Runden. Allerdings waren die Abschlüsse in der Vergangenheit gleich hoch. Der Mindestlohn in der Metallindustrie liegt derzeit bei 2.236 Euro (brutto), die Metallerlohnrunde gilt als richtungsweisend für die anderen Branchen. Im Oktober folgt dann der Start der KV-Verhandlungen für 430.000 Handelsangestellte und -lehrlinge.

Sein Gegenüber Christian Knill, Industrieller aus der Steiermark und Obmann des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie (FMTI), wiederum hatte bereits betont: „Wir können nur verteilen, was wir erwirtschaften.“ Und er stellte klar: „Unsere Aufgabe ist nicht, die Kaufkraft in Österreich zu gewährleisten.“

Christian Knill
APA/Eva Manhart
Aufseiten der Arbeitgeber steigt seit einigen Jahren der steirische Industrielle Christian Knill in den Ring

WIFO-Lohnexperte sieht „Dilemma“

„Das wird eine der schwierigsten Lohnrunden sein, die es je gab“, prognostizierte Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer gegenüber der „Kleinen Zeitung“. WIFO-Lohnexperte Benjamin Bittschi sprach vor Kurzem von einem „Dilemma“. So seien die hohen Lohnforderungen aufgrund der stark gestiegenen Inflation ebenso gerechtfertigt wie die Darstellung der Arbeitgeberseite über die schlechte Wirtschaftslage in der Branche.

Im Vorjahr einigten sich die Sozialpartner der Metalltechnischen Industrie im Schnitt auf eine Erhöhung der Ist-Löhne um 7,44 Prozent, wobei sich der Anstieg aus einem Plus von 5,4 Prozent und einer monatlichen Zahlung von 75 Euro zusammensetzte. Die rollierende Inflation lag damals bei 6,4 Prozent, die Gewerkschaften waren mit einer Forderung von plus 10,6 Prozent in die Verhandlungen gestartet.

Interessant ist auch ein Blick auf die Pensionen: Diese steigen im kommenden Jahr um 9,7 Prozent, Gleiches gilt auch für die Sozial- und Familienleistungen (Familienbeihilfe, Kinderbetreuungs- und Krankengeld, Studienbeihilfe etc.).

Bei keiner Einigung drohen Streiks

Können sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht einigen, läuft der KV des Vorjahres weiter. Da das für die Beschäftigten einen Reallohnverlust bedeuten würde, wird aber im Regelfall schon während der Verhandlungen mit Betriebsversammlungen und Warnstreiks der Druck durch die Arbeitnehmerseite erhöht.

Die Streikstatistik in der Metallindustrie weist zwei größere Arbeitsniederlegungen in der jüngeren Vergangenheit aus: 2011 kam es zu Streiks in rund 200 Betrieben mit 100.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie 2018 in über 240 Betrieben mit mehr als 70.000 Beschäftigten. Aktuell gibt es einen Arbeitskonflikt beim Tiefkühlkosthersteller Ardo in Niederösterreich.