Papst: Rettung von Migranten „Pflicht der Menschlichkeit“

Papst Franziskus hat bei seinem Besuch in der südfranzösischen Hafenstadt Marseille mit bewegenden Worten zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer aufgerufen. „Menschen, die zu ertrinken drohen, weil sie im Meer ausgesetzt sind, müssen gerettet werden. Das ist eine Pflicht der Menschlichkeit, eine Pflicht der Zivilisation“, sagte der Papst heute bei einer Gedenkfeier für Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen versuchen und bei der gefährlichen Überfahrt oft ums Leben kommen.

Mehr als 2.000 Tote allein heuer

In diesem Jahr sind bereits mehr als 2.000 Menschen auf der Flucht über das Mittelmeer gestorben. „Gewöhnen wir uns nicht daran, die Bootsunglücke als Nachrichten und die Toten des Meeres als Zahlen zu betrachten: Sie haben Namen und Vornamen, Gesichter und Geschichten“, betonte der Papst an einer Gedenkstätte neben der Kirche Notre-Dame de la Garde, von wo aus die Teilnehmenden einen weiten Blick auf das Meer hatten. An der Gedenkfeier nahmen Vertreter mehrerer Religionsgemeinschaften teil.

„Wir können nicht länger die Tragödien von Schiffsunglücken mitansehen, die durch Menschenhandel und den Fanatismus der Gleichgültigkeit verursacht werden“, fügte der Papst hinzu. Einmal mehr nannte er das Mittelmeer einen „riesigen Friedhof“, auf dem die Menschen sogar ihr Recht auf eine Grabstätte verloren hätten.

Treffen mit jungen Menschen

Sein lange geplanter Besuch, der ein Treffen von Bischöfen und jungen Menschen aus Mittelmeer-Anrainerstaaten beschließt, fällt mit der jüngsten Krise auf der italienischen Insel Lampedusa und der Debatte über ein neues Einwanderungsgesetz in Frankreich zusammen.

Frankreich „wird keine Flüchtlinge aufnehmen“, hatte Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin kürzlich mit Blick auf die Tausenden in Lampedusa eingetroffenen Migrantinnen und Migranten aus Afrika gesagt. Er gehe davon aus, dass die meisten ohnehin kein Recht auf Asyl hätten, erklärte er und bot Italien an, bei der Rückführung zu helfen.