Erster Hilfskonvoi erreicht Bergkarabach

Nach dem Ende der Militäroffensive von Aserbaidschan in Bergkarabach hat gestern ein erster Hilfskonvoi die Kaukasus-Region erreicht. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP sah, wie Lastwagen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) am armenischen Grenzposten Kornidsor vorbeifuhren. Die mit „70 Tonnen Hilfsgütern“ beladenen Fahrzeuge hätten den „Latschin-Korridor passiert“ und würden den Menschen „hauptsächlich humanitäre Güter und Lebensmittel“ bringen, sagte die örtliche IKRK-Sprecherin Zara Amatuni AFP.

Lkw mit Hilfsgütern trifft in Bergkarabach ein
Reuters/Irakli Gedenidze

Die Lage in Bergkarabach und die humanitäre Versorgung der Menschen an Ort und Stelle hatten zuletzt international Besorgnis ausgelöst. US-Vertreter warfen der autoritären Führung von Präsident Ilham Alijew vor, „eine humanitäre Katastrophe in Bergkarabach“ herbeizuführen.

Humanitäre Lage „furchtbar“

Eine Sprecherin der proarmenischen Behörden bezeichnete die humanitäre Situation als „furchtbar“. In der Gebietshauptstadt Stepanakert gebe es „keine Elektrizität, kein Gas, kein Essen, keinen Brennstoff, keine Internet- und Telefonverbindung“. Ein Reporter der AFP berichtete von Knappheit an Lebensmitteln, Wasser, Medizin und Benzin.

Diese Woche hatte Aserbaidschan eine großangelegte Militäroffensive in Bergkarabach gestartet. Eine Waffenstillstandsvereinbarung wurde geschlossen, danach begannen die proarmenischen Kämpfer russischen Angaben zufolge mit der Waffenabgabe. Zuvor hatten die De-facto-Behörden von Bergkarabach erklärt, Verhandlungen mit Baku über die Eingliederung der Region in das Nachbarland Aserbaidschan akzeptiert zu haben.

Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, in dem Gebiet leben aber überwiegend Armenier. Aserbaidschan und Armenien streiten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die Enklave und hatten sich deshalb bereits zwei Kriege geliefert, zuletzt im Jahr 2020.