Datennutzung für Statistik-Austria-Chef „ethische Frage“

Für den Generaldirektor der Statistik Austria, Tobias Thomas, ist nicht nur die Verwendung von Daten eine ethische Frage, sondern auch deren Nichtnutzung. Als Beispiele nannte er gegenüber der APA die Bekämpfung von Pandemien und die zielgerichtete Verwendung von Steuergeld. „Wir müssen im Grunde genommen strukturiert neu überlegen, wie wir mit Daten umgehen wollen“, so Thomas, der beim Datenbestand generell „Luft nach oben“ sieht.

Viele öffentliche, aber auch private Einrichtungen würden in Österreich Daten produzieren, halten und auswerten. Insgesamt werde das Datenökosystem komplexer, das Volumen steige. Während der CoV-Krise sei jedoch eine paradoxe Situation eingetreten: Es habe viel Interesse für Daten gegeben, aber viele Daten seien weiterhin schwer verknüpfbar und zugänglich.

Inkonsistente Zahlen und Statistiken

Zudem hätten verschiedene öffentliche Stellen inkonsistente Statistiken veröffentlicht. So habe es während der Pandemie lange Zeit drei unterschiedliche Sieben-Tage-Inzidenzen gegeben, merkte Thomas an. Auch die Statistiken über Todesfälle seien oft sehr unterschiedlich gewesen, sagte der Statistik-Austria-Generaldirektor und verwies damit auch auf die Kritik des Rechnungshofs.

Notwendig sei jedenfalls ein breitangelegter Diskurs zur Datennutzung in Österreich, so Thomas. Er regte eine „Synthese zwischen Datenschutz und Datennutzung“ an, also „eine zukunftsgerichtete Art und Weise, wie man zum Wohle der Gesellschaft mit Daten umgehen kann“. Datenschutz sei sehr wichtig, was es brauche, sei aber Verknüpfbarkeit und Interoperabilität.

Europäische Datenstrategie

Hoffnung wird in die Europäische Datenstrategie gesetzt. Ein Teil davon, der Data Governance Act, regelt die gemeinsame Nutzung von öffentlichen Daten und wird in Österreich durch das Finanzministerium umgesetzt. Die Statistik Austria ist dazu in Kontakt mit dem dafür zuständigen Staatssekretär Florian Tursky (ÖVP).

Konkret geht es um die Schaffung eines umfangreichen Metadatenkatalogs und die Etablierung von Standards für Datenqualität. Dennoch stelle sich die Frage, wie die Data Governance konkret aussehen soll. Der Rahmen dafür müsste in einer nationalen Datenstrategie entwickelt werden, idealerweise in einem breiten partizipativen Prozess, so Thomas. Dabei gehe es auch um Fragen der Datennutzung.