Erste Flüchtlinge aus Bergkarabach in Armenien

Nach dem militärischen Sieg von Aserbaidschan in Bergkarabach haben heute die ersten Flüchtlinge aus der Kaukasus-Region Armenien erreicht. Wie AFP-Korrespondenten an der Grenze beobachteten, wurde eine Gruppe von einigen Dutzend Menschen von aserbaidschanischen Grenzschutzbeamten befragt, bevor sie in das armenische Dorf Kornidzor durchgelassen wurde. Dort wurden die Flüchtlinge von armenischen Beamten registriert.

Armenien erwartet Zehntausende Flüchtlinge

In Bergkarabach leben überwiegend ethnische Armenier, die die Region nach der Lossagung von Aserbaidschan mit Hilfe der armenischen Regierung drei Jahrzehnte lang weitgehend kontrollierten. Aserbaidschan hatte am Dienstag einen breitangelegten Militäreinsatz in der Region im Südkaukasus gestartet.

Einen Tag später stimmten die in Bergkarabach lebenden Armenier notgedrungen einer Feuerpause zu. Bei dem aserbaidschanischen Einsatz sollen zahlreiche Menschen getötet und verletzt worden sein, darunter Zivilisten. Die Regierung in Armenien bereitet sich auf die Aufnahme von Zehntausenden Flüchtlingen aus Bergkarabach vor.

Armenien fordert UNO-Mission

Armenien sprach sich für eine UNO-Mission für die Region im benachbarten Aserbaidschan aus. Die internationale Gemeinschaft solle alles für eine umgehende Entsendung von UNO-Vertretern nach Bergkarabach tun, sagte der armenische Außenminister Ararat Mirsojan laut Protokoll in einer Rede vor den Vereinten Nationen in New York.

Ziel sei es, an Ort und Stelle die Einhaltung der Menschenrechte, die humanitäre Versorgung und die Sicherheit der Bevölkerung zu überwachen. Der aserbaidschanische Außenminister, Jeyhun Bayramow, sagte, seine Regierung bemühe sich weiterhin um Wiedereingliederung und eine friedliche Koexistenz der Bevölkerungsgruppen.

Abkehr von Russland angedeutet

Armeniens Ministerpräsident Nikol Paschinjan deutete vor dem Hintergrund des Konflikts eine außenpolitische Abkehr von Russland an. Armeniens derzeitige Sicherheitsbündnisse seien „ineffektiv“ und „unzureichend“ hinsichtlich des Schutzes nationaler Sicherheit und Interessen, sagte Paschinjan in einer Fernsehansprache. Der Regierungschef sprach sich zudem dafür aus, dass Armenien dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) beitritt, der einen Haftbefehl gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin erlassen hat.