NASA Techniker bei der Bergung der Raumkapsel
Reuters/Keegan Barber/Nasa
„OSIRIS-REX“-Mission

Kapsel mit Asteroidenbodenprobe gelandet

Nach einer mehrjährigen Reise durch das All hat am Sonntag eine Raumkapsel ein Stück eines Asteroiden zur Erde gebracht. Bei der rund eine Milliarde Dollar (rund 940 Mio. Euro) teuren Mission der US-Raumfahrtbehörde NASA legte die Raumsonde „OSIRIS-REX“ eine vielbeachtete Zwischenlandung auf dem Asteroiden Bennu ein. Die dort entnommenen Bodenproben wurden nun in einer Kapsel – quasi im Vorbeiflug – erfolgreich auf die Erde abgeworfen. Ab Dienstag soll die Probe untersucht werden.

Geschützt von einem Hitzeschild und gebremst von Fallschirmen setzte die Kapsel rund drei Minuten früher als geplant auf einem Militärgelände in der Wüste im US-Bundesstaat Utah auf. „Landung der ‚OSIRIS-REX‘-Probenkapsel. Eine Reise von einer Milliarde Meilen zum Asteroiden Bennu und zurück ist zu Ende gegangen“, sagte ein NASA-Sprecher am Sonntag bei der Liveübertragung der Landung.

Die Kapsel mit einem Durchmesser von etwas mehr als 80 Zentimetern wurde zuvor in einer Höhe von rund 100.000 Kilometern über der Erde von der Raumsonde „OSIRIS-REX“ abgeworfen. Die Kapsel enthält laut NASA-Schätzungen rund 250 Gramm Gesteins- und Staubproben, die vor rund drei Jahren auf Bennu eingesammelt worden waren.

NASA Techniker bei der Bergung der Raumkapsel
APA/AFP/Nasa/Keegan Barber
NASA-Mitarbeiter begutachten die gelandete Kapsel

Per Hubschrauber in „sterilen Raum“ gebracht

Nach der Landung transportierte ein NASA-Team die Kapsel behutsam per Hubschrauber in einen nahe gelegenen provisorischen „sterilen Raum“, um eine Verunreinigung der Probe mit Wüstensand zu vermeiden, welche die Testergebnisse verfälschen könnte. Am Montag soll die Kapsel ins Johnson Space Center in Houston (US-Bundesstaat Texas) gebracht werden – wo dann rund 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Probe ab Dienstag mittels rund 60 verschiedener Methoden untersuchen sollen.

Sollte sich der Inhalt der Kapsel so darstellen, wie von der NASA erhofft, wäre es die erste erfolgreich zur Erde gebrachte Probe eines Asteroiden in der Geschichte der US-Raumfahrtbehörde – und die wohl größte jemals entnommene derartige Probe überhaupt. 2005 war die japanische Raumsonde „Hayabusa“ auf einem Asteroiden gelandet. Sie brachte 2010 die ersten je gesammelten Bodenproben eines solchen Himmelskörpers zur Erde. Auch „Hayabusa 2“ brachte zehn Jahre später Proben eines Asteroiden zur Erde.

Osiris-Rex berührt die Oberfläche des Asteroiden Bennu am 20. Oktober 2020
AP/NASA
Die Entnahme der Proben verlief nicht gänzlich pannenfrei

NASA will „Arten von Asteroiden besser verstehen“

„OSIRIS-REX“ (die Abkürzung steht für: Origins, Spectral Interpretation, Resource Identification, Security-Regolith Explorer) war im September 2016 vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral gestartet und rund zwei Jahre später bei Bennu angekommen.

Im Oktober 2020 entnahm die Sonde dem Asteroiden bei einem mehrstündigen komplizierten Manöver Gesteins- und Staubproben. Das Manöver verlief nicht gänzlich wie geplant: Der Deckel des Auffangbehälters wurde von größeren Steinen leicht aufgestemmt, sodass Teile der Probe entweichen konnten. Die NASA-Wissenschaftler gehen aber trotzdem davon aus, dass ausreichend Material im Auffangbehälter steckt.

Das von Bennu gesammelte Material soll der NASA helfen, „die Arten von Asteroiden besser zu verstehen, welche die Erde bedrohen könnten“, erklärte der Chef der Weltraumbehörde, Bill Nelson. Zudem könnten sie Aufschluss über die Entstehung des Sonnensystems geben.

Ein Bild von Asteroid Bennu
Reuters/Nasa
Ziel der „OSIRIS-REX“-Mission war der Asteroid Bennu

Asteroid mit rund 550 Meter Durchmesser

Der tiefschwarze Bennu, benannt nach einer antiken ägyptischen Gottheit, hat einen Durchmesser von rund 550 Metern und könnte der Erde in gut 150 Jahren recht nahekommen. Auch wenn das Einschlagrisiko sehr gering ist, zählt die NASA Bennu zu den gefährlichsten derzeit bekannten Asteroiden – und will ihn deshalb ganz genau erforschen. Zudem erhoffen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der „OSIRIS-REX“-Mission Erkenntnisse über die Entstehung des Sonnensystems vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren, denn Asteroiden sind Überbleibsel davon.

Nächstes Ziel: Aphophis

Die etwa sechs Meter lange und 2.100 Kilogramm schwere „OSIRIS-REX“-Sonde machte sich direkt nach dem Abwurf der Rückkehrkapsel wieder auf den Weg zum nächsten Asteroiden, dem Apophis. Der Asteroid mit einem Durchmesser von rund 370 Metern wird 2029 Berechnungen zufolge in rund 32.000 Kilometer Entfernung an der Erde vorbeifliegen und könnte so erstmals aus der Nähe erforscht werden. Dafür war die Mission bereits um mindestens neun Jahre verlängert worden – und trägt dann auch mit „OSIRIS-APEX“ (OSIRIS-APophis EXplorer) einen neuen Namen.