Ruf nach Aufnahme des Organscreenings in Eltern-Kind-Pass

Weniger als 50 Prozent der Fehlbildungen bei Neugeborenen werden vor der Geburt erkannt. Dabei können Diagnosen bereits im Mutterleib Kinderleben retten und das Risiko für Folgeschäden senken, argumentiert die Österreichische Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (ÖGUM). Bei einer Pressekonferenz heute in Wien forderten die Fachleute die Aufnahme des pränatalen Organscreenings in den Eltern-Kind-Pass.

Alle Schwangeren sollten die Möglichkeit haben, ein zertifiziertes Organscreening in Anspruch zu nehmen. Dieses solle durch die öffentliche Hand finanziert und integraler Bestandteil der Eltern-Kind-Pass-Vorsorge werden, sagte Barbara Pertl, ÖGUM-Präsidentin und Leiterin des Pränatalzentrums der Privatklinik Graz Ragnitz.

Experte: 2.000 Fehlbildungen pro Jahr

„Fehlbildungen betreffen circa zwei bis drei Prozent aller Schwangerschaften. In Österreich sind das etwa 2.000 pro Jahr, wovon insgesamt weniger als 50 Prozent bereits im Mutterleib erkannt werden. Etwa ein Drittel der schwerwiegenden Fehlbildungen mit unmittelbarem nachgeburtlichem Handlungsbedarf sind vor der Geburt nicht bekannt“, sagte Philipp Klaritsch, Leiter der Forschungseinheit für Fetale Medizin an der Meduni Graz und Leiter des Arbeitskreises Geburtshilfe der ÖGUM.

Die geringe Früherkennungsrate hänge damit zusammen, dass nur Basisultraschalluntersuchungen im Eltern-Kind-Pass empfohlen werden. „Basisultraschall bedeutet die Überprüfung von positiver Herzaktion, altersgerechtem Wachstum, normaler Fruchtwassermenge und normaler Plazentalokalisation. Lebenswichtige Organe wie Gehirn, Herz, Lunge oder Niere werden dabei allerdings nicht systematisch auf Fehlbildungen untersucht“, so Klaritsch.

Mit einem Organscreening mittels Ultraschall können Fachleute Anomalien der Organe schon im Mutterleib erkennen. Dadurch werde eine bessere Versorgung der betroffenen Kinder bereits vor oder unmittelbar nach der Geburt möglich. Derzeit muss das Organscreening in den meisten Fällen privat bezahlt werden.