Ein Abrams-Panzer
APA/AFP/Wojtek Radwanski
Selenskyj

Erste US-Abrams-Panzer an Ukraine geliefert

Die Ukraine hat nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj die ersten Abrams-Panzer aus den USA erhalten. „Abrams sind bereits in der Ukraine und bereiten sich darauf vor, unsere Brigaden zu verstärken“, teilte Selenskyj am Montag mit. Ähnlich wie bei Raketen und Kampfflugzeugen ging der Lieferung von Kampfpanzern eine lange Debatte unter den westlichen Verbündeten der Ukraine voraus.

Selenskyj machte zunächst keine Angaben dazu, wie viele Abrams-Panzer in der Ukraine angekommen sind. Er äußerte sich auch nicht dazu, wann sie an der Front eingesetzt werden können. Insgesamt hatten die Vereinigten Staaten die Übergabe von 31 Abrams an die Ukraine angekündigt.

Die zuvor lange hinausgezögerte US-Zusage für die Lieferung der Kampfpanzer erfolgte Ende Jänner. Zunächst hatte die US-Regierung noch argumentiert, sie halte die Bereitstellung dieses Kampfpanzers aus verschiedenen praktischen Gründen nicht für sinnvoll.

Man habe zugesagt, weil Deutschland sonst keine Leopard-2-Panzer bereitgestellt hätte, sagte der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, Ende Jänner. Unmittelbar nach der Zusage aus den USA folgte in Deutschland grünes Licht für die Lieferung von Kampfpanzern. Konkret sagte die deutsche Regierung die Lieferung von Leopard 2 zu.

„Genau das, was unsere Soldaten jetzt brauchen“

Neben einem neuen Hilfspaket für die Ukraine hatte US-Präsident Joe Biden vergangene Woche im Rahmen von Selenskyjs Besuch im Weißen Haus die bevorstehende Lieferung angekündigt. Selenskyj hatte in Washington seine Dankbarkeit für die Unterstützung der USA seit Beginn des Krieges betont.

Die neuen Militärhilfen seien „genau das, was unsere Soldaten jetzt brauchen“, sagte er nach dem Treffen mit Biden und diversen Kabinettsmitgliedern im Weißen Haus. Amerika helfe auch dabei, die ukrainische Flugabwehr zu stärken und neue Angriffe auf sein Land zu verhindern. Bisher unbestätigten US-Medieberichten zufolge steht mittlerweile auch die Lieferung von US-Rakteten vom Typ ATACMS im Raum.

„Produktive Woche“ in Nordamerika

Weitere Hilfszusagen gab es für Selenskyj auch bei der nächsten Etappe seiner Nordamerika-Reise von Kanadas Premier Justin Trudeau. Mit den Partnerstaaten USA und Kanada seien Absprachen über Militär- und Finanzhilfe sowie eine gemeinsame Waffenproduktion getroffen worden, sagte Selenskyj am Sonntag in seiner abendlichen Ansprache: „Es war eine produktive Woche.“

Mit der US-Regierung wurde eine Entscheidung über ein militärisches Hilfspaket getroffen. Es umfasse unter anderem Munition für Artillerie – darunter auch HIMARS-Mehrfachraketenwerfer – und Luftverteidigung sowie weitere Luftabwehrsysteme, taktische Fahrzeuge und andere Arten von Waffen. Die lange von Kiew geforderten ATACMS erwähnte Selenskyj in seiner Ansprache nicht.

Der ukrainische Präsident betonte zudem die Bedeutung der zuvor angekündigten gemeinsamen Produktion von Waffen und Verteidigungssystemen – einschließlich der Luftverteidigung – mit den Vereinigten Staaten. „Das war bis vor Kurzem eine absolute Fantasie. Aber es wird Wirklichkeit“, sagte er.

Auch Rede vor UNO-Vollversammlung

Kanada sicherte Selenskyj zufolge ebenfalls ein Hilfspaket für die Verteidigung in Höhe von einer halben Milliarde US-Dollar zu. Zudem sei die kanadische Regierung bereit, Mittel für die Fertigstellung des Holodomor-Museums bereitzustellen. Das Kiewer Museum, das an die ukrainischen Opfer des sowjetischen Genozids Holodomor in den 1930er Jahren erinnern soll, wurde 2008 eröffnet und wird seit 2017 erweitert.

Neben Gesprächen mit Regierungsvertretern in New York, Washington und Ottawa umfasste Selenskyjs Nordamerika-Reise auch eine Rede vor der UNO-Generalversammlung sowie einen aufsehenerregenden Auftritt im UNO-Sicherheitsrat. Bei Letzterem beklagte Selenskyj die Machtlosigkeit der Vereinten Nationen und forderte grundlegende Reformen.