Flüchtlingswelle aus Bergkarabach nach Armenien

Tausende ethnische Armenier verlassen die Kaukasus-Region Bergkarabach. Alle, die nach dem Militäreinsatz Aserbaidschans in der vergangenen Woche nach Armenien ausreisen wollten, könnten das tun, teilte die Führung von Bergkarabach heute mit. Es gebe bereits Staus auf den Straßen, die von Bergkarabach, das inmitten Aserbaidschans liegt, nach Armenien führen.

Denjenigen, die ausreisen wollten, werde kostenloser Treibstoff zur Verfügung gestellt, teilten die Behörden der selbst ernannten Republik Arzach mit. In deren Hauptstadt Stepanakert waren zahlreiche Menschen zu sehen, die ihre Habseligkeiten in Busse und auf Laster luden.

Männer und Frauen standen Schlange, um in Busse nach Armenien zu steigen. Viele hatten Kinder dabei. Nach Angaben der armenischen Regierung in Jerewan sind bisher bereits fast 5.000 Menschen aus Bergkarabach in Armenien angekommen.

Erdogan besuchte Alijew in Aserbaidschan

Angesichts der jüngsten Entwicklungen rund um die Krisenregion Bergkarabach traf der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan heute mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew zusammen. Vom türkischen Präsidialamt hieß es im Vorfeld, bei dem Treffen in der aserbaidschanischen Exklave Nachitschewan solle es unter anderem um die jüngsten „Entwicklungen“ in der Region gehen. Die Türkei ist enger Verbündeter Aserbaidschans, das das Gebiet wieder eingliedern will.

Russland begrüßte das Treffen zwischen Erdogan und Alijew. „Wir hoffen stets, dass alle Treffen, die der Präsident Aserbaidschans abhält, darunter auch die mit dem türkischen Präsidenten, der Normalisierung des Lebens in Karabach nach dem Vorgefallenen dienen“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow laut Angaben der Nachrichtenagentur Interfax.

Die engen Beziehungen zwischen Baku und Ankara seien bekannt, aber auch Moskau unterhalte zu beiden Hauptstädten ein enges Verhältnis, betonte Peskow. Russland unterhält in Bergkarabach ein militärisches Kontingent, das eigentlich einen 2020 zwischen Armenien und Aserbaidschan geschlossenen Waffenstillstand überwachen sollte.

Grüne, ÖVP, SPÖ, NEOS fordern Zugang für Hilfe

Grüne, ÖVP, SPÖ und NEOS sowie die armenische Gemeinde machten indes auf die katastrophale humanitäre Lage in Bergkarabach aufmerksam und forderten internationalen Druck auf Aserbaidschan.

„Der zweite Völkermord an den Armeniern ist bereits im Gang, und ohne Intervention droht der gesamten armenischen Bevölkerung eine tödliche Zukunft“, warnte eine Vertreterin der armenischen Gemeinde bei einer Pressekonferenz mit Parteivertretern im Parlament.