Armani White auf dem NBA 2K24 Event mit riesigen gelben Crocs Schuhen
APA/AFP/Getty Images/Arturo Holmes
Schuhtrend

SpongeBob hätte seine Freude

2023 ist das Jahr, in dem viele altbekannte Schuhe zurück auf den Laufsteg kommen, zuletzt etwa die Cowboystiefel. Aber auch Comicschuhe in Übergröße machen weiter die Runde. Im Frühjahr hatte das US-Label MSCHF bereits mit seinen Big Red Boots für Aufsehen gesorgt. Im August setzte man dann mit den Big Yellow Boots mit den Crocs-typischen Löchern, mit denen SpongeBob bestimmt seine Freude hätte, noch einen drauf. Und auch die Pariser Fashion Week, die am Montag begonnen hat, steht im Zeichen der Riesenschuhe.

Von 25. September bis 3. Oktober befindet sich die französische Hauptstadt wieder im Modefieber und lockt mit einem Programm von 108 Häusern, 68 Modenschauen und 41 Präsentationen. Auch dort sollte man fündig werden, wenn man nach extravagantem Schuhwerk Ausschau hält.

Ein Name, auf den dabei viele sehnsüchtig warten, ist das italienische Modeunternehmen Marni. Dieses kündigte bereits vor Wochen eines der angesagtesten Schuhmodelle für den Laufsteg an: den Big Foot 2.0, eine übertriebene comicartige Darstellung eines älteren Plateausneaker-Modells aus dem Jahr 2018. „Ein Tennisschuh, der aussieht, als hätte er einen Luftkompressor“, schrieb das Onlinemedium Morning Brew.

Auf einer Linie mit Big Red Boots

Mit diesem Modell schließt das Label fast direkt beim Kunstkollektiv MSCHF an, die bereits im Frühjahr bei der Präsentation ihrer Big Red Boots sichtlich viel Spaß hatten. In einer Pressemitteilung zu den Schuhen hieß es damals: „Wenn man jemanden in diesen Stiefeln tritt, machen sie boing!“ Doch trotz ihrer Albernheit wurden die Unisex-Stiefel bald von vielen getragen.

Künstlerinnen und Künstler wie Doja Cat und Lil Nas X bis hin zu Iggy Azalea und Janelle Monae – sie alle machten es sich in den XXL-Latschen bequem. Selbst die unbeabsichtigten Saugprobleme der Big Red Boots konnten dem nichts anhaben und verstärkten nur die Reichweite, die das Phänomen auslöste.

Die Schöpfer MSCHF, ausgesprochen „mischief“, also Unfug, sind schon lange keine Unbekannten mehr. Das New Yorker Kunstkollektiv lotet seit Jahren die Grenzen von Kunst, Design und Luxuskommerz aus. So auch mit den im August gemeinsam mit Crocs präsentierten Big Yellow Boots – einer sonnenblumengelben Variante der Big Red Boots mit den Crocs-typischen Löchern und dem Fersenriemen.

„Traditionelle Schönheitsideale untergraben“

Was riesige, comicartige Schuhe so interessant macht, erklärte die Psychologin und Modeberaterin Carolyn Mair gegenüber der BBC: „Auf der einen Seite drückt es den Wunsch nach Nonkonformität und persönlichem Ausdruck aus, was den zeitgenössischen Werten von Individualität und Selbstvertrauen entspricht.“ Gleichzeitig würden sie aber auch „traditionelle Schönheitsideale zugunsten einer neuen, unkonventionellen Ästhetik untergraben“.

Dem stimmte die Kulturhistorikerin Annebella Pollen zu. „Die Schuhe erinnern mich ein wenig an jene, die von Feministinnen in den 1970er und 1980er Jahren entworfen wurden.“ Diese hätten den Trend zu Stöckelschuhen und spitzen Schuhen als eine Möglichkeit angesehen, Frauen in ihre Schranken zu weisen, und haben daher ihre eigenen Modelle produziert, die sich an den Arbeitsschuhen der Männer orientierten und sehr anti-modisch waren, so Pollen.

Armani White auf dem NBA 2K24 Event mit riesigen gelben Crocs Schuhen
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Der US-Rapper Armani White trug die Big Yellow Boots bei einem Werbeevent

Comicschuhe erzeugen Aufmerksamkeit

Gleichzeitig erzeuge man mit solchen Comicschuhen aber auch Aufmerksamkeit und steche heraus. So sieht es zumindest Caroline Stevenson, Programmdirektorin für kulturelle und historische Studien am London College of Fashion. „Unser Sehvermögen hat sich so entwickelt … um ungewöhnlichen Objekten Aufmerksamkeit zu schenken.“ Die aufmerksamkeitsstarke Ästhetik der heutigen übergroßen Schuhe möge nicht jedem gefallen, aber man werde auf jeden Fall auf sie aufmerksam und könne damit ein abenteuerliches und lustiges Image vermitteln, so Stevenson.

Interessant sei auch zu beobachten, wie die Schuhe im Comicstil auch mit der Modebewegung „Clowncore“ zu korrelieren scheinen. Dabei handelt es sich um eine vom Zirkus inspirierte Ästhetik, die 2020 auf TikTok aufkam und seitdem ihren Weg in die Modewelt gefunden hat. „Bei den Pariser Couture-Schauen im Frühjahr 2023 gab es zahlreiche Anspielungen auf Clowns und Harlekine, die an die Clowncore-Bewegung anknüpften“, sagte Stevenson. Das ergebe auch Sinn, denn wir lebten in einer sehr verwirrenden Zeit, und die Mode versuche immer, dieser verwirrenden Zeit einen Sinn zu geben.

Der Trend zu knalligen, bunten, großen Schuhen ruhe aber auch auf einem allgegenwärtigen Gefühl von Nostalgie, meinte Mair. „Sie erinnern uns an Kindheitserinnerungen und rufen ein Gefühl von Vertrautheit und Wärme hervor.“ Man erinnere sich an lustige Zeiten wie in Wasserlacken herumplantschen oder einfach mit Freundinnen und Freunden in einer unbeschwerten Welt spielen, so die Psychologin.