Ein Satellitenbild zeigt das überschwemmte Gebiet in Griechenland
European Union, Copernicus Sentinel-2 imagery
Griechenland-Flut

Agrarflächen weiter unter Wasser

In der Anfang September vom Sturmtief „Daniel“ besonders stark getroffenen mittelgriechischen Region Thessalien ist das gesamte Ausmaß der Schäden weiter schwer abschätzbar. Vor allem im Agrarbereich werden langfristige Folgen befürchtet. Noch immer stehen große Agrarflächen unter Wasser. Befürchtungen zufolge könnte es Jahre dauern, bis die Böden in der thessalischen Ebene, auf die 25 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion des Landes entfallen, wieder fruchtbar werden.

Laut den jüngsten Angaben von Copernicus, der EU-Agentur für Satelliten- und Erdbeobachtung, haben die Überschwemmungen Schäden auf einer Fläche von rund 700 Quadratkilometern im zentralen Agrargürtel Griechenlands verursacht. Da der trockene Boden die Aufnahme des Wassers behindert, stehen laut Copernicus auch Wochen nach der Hochwasserkatastrophe Gebiete noch immer unter Wasser.

Man habe in Thessalien „noch offene Fronten“, wie Griechenlands Infrastrukturminister Christos Staikouras am Sonntag beim Olympia Forum, einer Veranstaltung zur regionalen Entwicklung, über die Lage im Hochwassergebiet sagte. Wohl angesichts einer neuerlichen Sturmwarnung sprach der Minister zudem vor „neuen Herausforderungen“, vor denen man in dieser Woche zudem stehe.

Überschwemmte landwirtschaftliche Flächen im Ort Vlohos (Griechenland)
Reuters/Louisa Gouliamaki
Auch Wochen nachdem „Daniel“ über Griechenland gezogen ist, sind Teile Thessaliens unter Wasser

„Auch Bulldozer mitgebracht“

Laut griechischen Medien sorgt ein auf den Namen „Elias“ getauftes Sturmtief in Griechenland bereits seit Montag für teils heftige Gewitter und Niederschläge, Mittwochfrüh gab es starken Regen. Zentralgriechenland bereitet sich auf den zweiten großen Sturm in weniger als einem Monat vor, berichtete etwa die Athener Zeitung „Ekathimerini“ am Dienstag.

Hunderte Feuerwehrleute, Rettungsteams, Soldaten und weiteres staatliches Personal seien den Angaben zufolge in Bereitschaft versetzt worden. Die Armee habe auch „Bulldozer mitgebracht, und Boote stehen bereit, sodass eine Evakuierung oder Rettung nicht zwei Tage dauern wird“. Damit sprach die Zeitung wohl auch die nach „Daniel“ laut gewordene Kritik am Krisenmanagement an.

Das Ausmaß sorgte laut „Kathimerini“ für anfängliche „Verwirrung“ bei der Kommunikation, weswegen „über Stunden keine Rettungsfahrzeuge und kein Personal der Feuerwehr oder der Armee erschienen“ seien. „Daniel“ war der bisher größte aufgezeichnete tropische Wirbelsturm im Mittelmeer, der zunächst in Griechenland, Bulgarien und der Türkei und dann in Libyen schwerste Überschwemmungen verursachte.

Überflutetes Dorf Palamas in der Gemeinde Karditsa (Griechenland)
IMAGO/ANE Edition/Giorgos Kontarinis /Eurokinissi
„Daniel“ verwandelte die thessalische Ebene zeitweise in eine See

In See verwandeltes landwirtschaftliches Kernland

In Griechenland wurden angesichts beispielloser Regenmengen binnen Stunden ganze Landstriche unter Wasser gesetzt. Mindestens 15 Menschen starben, über Tage waren etliche Orte von der Außenwelt abgeschnitten. Mit Blick auf die Folgen für Griechenlands Landwirtschaft wurde nach Angaben von Experten in der zeitweise in einen See verwandelten Tiefebene von Thessalien ein Großteil der diesjährigen Ernte vernichtet.

Viele Flächen weiter unter Wasser

Nachdem das Sturmtief „Daniel“ besonders die mittelgriechische Region Thessalien getroffen hat, ist das gesamte Ausmaß der Schäden noch immer nicht abschätzbar. Viele Flächen stehen weiterhin unter Wasser, viele Böden werden über Jahre hinweg unfruchtbar sein.

„Nach dem optimistischsten Szenario sind 70 Prozent der Baumwollernte und fast der gesamte Klee beschädigt“, sagte Athanasios Karaiskos, Vorsitzender der landwirtschaftlichen Genossenschaft der Stadt Farsala. Auch die Apfel- und Kiwiproduktion der Region wurde in Mitleidenschaft gezogen. Zudem wurden Lagerhäuser, in denen etwa bereits geernteter Weizen lagerte, überschwemmt.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Dazu kommen Zehntausende in den Fluten vereendete Nutztiere wie Schafe, Ziegen, Schweine, Kühe und Hühner. Die Beseitigung der Tierkadaver dauere an, diese sei mittlerweile aber zu 75 Prozent abgeschlossen, antwortete Vizekatastrophenschutzminister Evangelos Tournas am Montag auf eine Parlamentarische Anfrage.

Minister will gegen Wucher vorgehen

Experten befürchten wegen möglicherweise über Jahre unfruchtbarer Böden langfristige Folgen für Griechenlands Agrarbereich. „Politico“ verwies etwa auf den Experten für Katastrophenschutz, Efthymios Lekkas, dem zufolge es mindestens fünf Jahre dauern werde, bis die Schäden in der Landwirtschaft behoben seien.

Damit geht die Sorge vor weiter steigenden Lebensmittelpreisen einher. Medienberichten zufolge seien die ohnehin bereits überhöhten Preise in einigen Gebieten Griechenlands schon im zweistelligen Bereich gestiegen.

Das Landwirtschaftsministerium kündigte zuletzt an, gegen Wucher vorgehen zu wollen – und war gleichzeitig um Besänftigung bemüht, da etwa bei Frischobst mit 7,5 Prozent „nur ein sehr geringer Teil“ in Thessalien angebaut werde. Schließlich zeigte sich auch Premier Kyriakos Mitsotakis zuletzt betont optimistisch, dass das erst von einer jahrelangen Finanzkrise erholte Griechenland „die Kosten des Wiederaufbaus verkraften“ werde.