Bereits Zehntausende aus Bergkarabach geflohen

Seit der Militäroffensive Aserbaidschans in der Vorwoche sind Zehntausende Menschen aus der Region Bergkarabach nach Armenien geflüchtet. Nach armenischen Angaben kamen bisher 28.120 Geflüchtete in Armenien an.

Die russische Agentur RIA Nowosti gab 47.000 ethnische Armenier und Armenierinnen als Geflüchtete an. Aserbaidschan hatte am Sonntag nach Monaten die einzige Straße aus Bergkarabach nach Armenien geöffnet.

Die meisten Vertriebenen trafen in der armenischen Stadt Goris ein, der ersten Anlaufstelle hinter der Grenze. In der 20.000-Einwohner-Stadt bildeten sich lange Schlagen vor Geschäften mit Telefonkarten. Unter den Flüchtlingen befanden sich vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen.

120.000 lebten in Bergkarabach

In Bergkarabach, das international als Teil Aserbaidschans anerkannt wird, lebten bisher knapp 120.000 ethnische Armenier und Armenierinnen, sie stellten bisher die Bevölkerungsmehrheit. Seit Jahrzehnten war die Region zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien umstritten.

Nach einem Krieg Anfang der 90er Jahre hatte Armenien die Kontrolle. Nach einem weiteren Krieg 2020 hatte Aserbaidschan Teile Bergkarabachs und besetzte aserbaidschanische Gebiete zurückerobert. Eriwan wirft Baku vor, nun eine „ethnische Säuberung“ zu planen, nachdem Aserbaidschan dort vergangene Woche eine großangelegte Militäroffensive durchgeführt hatte.

Internationale Beobachter gefordert

Gestern kamen Vertreter Armeniens und Aserbaidschans auf Initiative der EU in Brüssel zusammen. Die Gespräche zwischen den Nationalen Sicherheitsberatern der verfeindeten Länder im Beisein von Vertretern und Vertreterinnen von Frankreich und Deutschland standen unter der Schirmherrschaft von EU-Ratspräsident Charles Michel.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock forderte Aserbaidschan auf, internationale Beobachter in die Region zu lassen. US-Außenminister Antony Blinken hatte den autokratischen Präsidenten Aserbaidschans, Ilham Alijew, in einem Telefonat ebenfalls dazu aufgefordert, eine internationale Beobachtermission zuzulassen. Alijew soll eine Mission akzeptieren, so das Ministerium.