Migranten auf einem Bott
Reuters
Griechenland

Geflüchtete sollen Arbeitserlaubnis erhalten

Griechenlands konservative Regierung arbeitet an einem Plan zur Integration Geflüchteter ohne Papiere, um den Arbeitskräftemangel zu beheben. Rund 300.000 Menschen sollen ohne Papiere im Land sein, sie sollen künftig in Landwirtschaft, Baugewerbe und Tourismus eingesetzt werden können. Gleichzeitig will man weitere irreguläre Migration vermeiden.

Griechenland war stark von einer Abwanderungswelle in und nach der Pandemie betroffen. Zahllose Arbeitskräfte etwa im Tourismus verließen das Land und kehrten teilweise nicht mehr wieder. Das macht sich nun in vielen Sektoren bemerkbar.

Die Regierung in Athen muss gegensteuern, der Personalmangel in Tourismus, am Bau und in der Landwirtschaft ist anders nicht mehr zu stemmen. Ein neuer Vorschlag zielt nun darauf ab, den schätzungsweise 300.000 Menschen, die bereits ohne gültige Papiere in Griechenland leben, die Möglichkeit zu geben, in einigen Sektoren zu arbeiten. Das sagte Migrationsminister Dimitris Kairidis gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk ERT.

„Wir müssen sehen, was wir mit jenen machen, die sich bereits in unserem Land aufhalten, ohne weitere Anziehungspunkte für andere zu schaffen“, so Kairidis. Man wolle nicht noch mehr irreguläre Migration, sondern „die öffentlichen Einnahmen durch Arbeitssteuern und -beiträge steigern und dazu beitragen, dramatische Engpässe in bestimmten Sektoren zu beheben“.

Winzer stöhnen

Der Mangel ist tatsächlich groß: So warnte das Arbeitsamt in Heraklion etwa kürzlich, dass viele Winzer Kretas derzeit zusehen müssten, wie „die Früchte ihrer Arbeit verschwendet werden“, da sie die Ernte ohne zusätzliche Hilfe nicht abschließen könnten. Vom Landwirtschaftsverband von Ierapetra hieß es, dass in mehreren ländlichen Gebieten Kretas „die Situation äußerst schwierig“ sei, viele Erzeuger würden bereits ihre Kulturen aufgeben.

Nähere Angaben zu dem Integrationsplan gab es seitens der Regierung vorerst nicht. Er wurde am Dienstag auf einem nationalen Sicherheitstreffen unter dem Vorsitz von Premierminister Kyriakos Mitsotakis besprochen, muss aber noch formalisiert werden. Kairidis dürfte die Initiative bei einer Kabinettssitzung nächsten Monat offiziell darlegen.

Viele Ankünfte, viel Arbeit ohne Erlaubnis

Die Grenzübertritte nach Griechenland haben sich im August im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht, insgesamt kamen 715 Personen an, so die „Financial Times“. Seit Anfang September sind weitere 7.000 Menschen auf den griechischen Inseln angekommen, die Kapazität der Auffangeinrichtungen ist an ihren Grenzen.

Seit Mitsotakis’ Amtsantritt 2019 fährt Griechenland eine harte Linie beim Thema Migration. Er setzte mehr Grenzschutzbeamte ein und verstärkte die Patrouillen an Land- und Seegrenzen. Auch Vorwürfe der illegalen Pushbacks wurden wiederholt gegen Griechenland laut. Dennoch kommen jährlich Tausende Menschen aus dem Nahen Osten, Asien und Osteuropa ins Land, viele arbeiten jahrelang illegal.

Bürokratische Hürden sollen fallen

Laut Agrarminister Lefteris Avgenakis benötigt Griechenland auch jährlich etwa 180.000 Arbeiterinnen und -arbeiter für die Landwirtschaft, die bisher über eigene Abkommen etwa mit Indien und Ägypten vermittelt wurden. Die bürokratischen Hürden sorgten für ständige Verzögerungen und Engpässe. Stattdessen solle man doch jene anwerben, die schon im Land sind und die Probleme der Schattenwirtschaft erdulden müssten. „Es ist eine Tatsache, dass wir in unserem Land mehrere tausend illegale Arbeiter haben, die seit vielen Jahren die Besonderheiten und Schwierigkeiten der Schaf- und Ziegenhaltung kennen“, sagte Avgenakis zu Reuters.