Russisches Exportverbot: Dieselmärkte gelassen

Nachdem Russland letzte Woche wegen Versorgungsengpässen im eigenen Land ein Dieselexportverbot verhängt hatte, haben sich die europäischen Börsen nach einem kurzfristigen Anstieg wieder beruhigt. Laut der Wirtschaftsagentur Bloomberg deutet das darauf hin, dass die Handelshäuser die potenziell riesige Angebotskürzung skeptisch sehen.

Mit dem Exportverbot fehlen mit einem Schlag theoretisch Millionen Fass. Eine so heftige Kürzung müsste eigentlich nachhaltig die entsprechenden Werte an den Börsen nach oben treiben. Doch Diesel-Futures (Termingeschäfte) in Europa haben sich bisher nur vergleichsweise wenig bewegt.

„Crack“ kaum verändert

Die Differenz zwischen Diesel und Rohöl in Norwegen beträgt rund 33 Dollar je Fass – und ist damit ähnlich hoch wie vor Verhängung des Exportverbots. Der Wert, bekannt als „Crack“ (Spalt, Anm.), gilt als Schlüsselindikator für die Preisentwicklung von Diesel.

Putin mahnt Regierung

Mehrere Analystinnen und Analysten sind überzeugt, dass der Exportbann nur kurzfristig gelten wird. Tatsächlich intervenierte gestern der russische Präsident Wladimir Putin selbst und mahnte die Regierung nicht nur, schnell für eine raschere Spritpreissenkung zu sorgen, sondern dabei auch auf die Bedürfnisse der Ölindustrie Rücksicht zu nehmen. Nun könnte eine vor Kurzem halbierte Förderung für die Produktion von Spritpreisen für den heimischen Markt wieder angehoben werden.

Die russische Ölindustrie versucht, so viel Rohöl und Diesel zu exportieren, wie nur möglich, da sie hier – trotz des G-7-Preisdeckels – viel mehr Einnahmen lukriert als beim Verkauf auf dem heimischen Markt. Auch Putin ist an einer Erhöhung der Exportquote interessiert, da das auch die Staatseinnahmen erhöht und damit den Krieg gegen die Ukraine finanzieren hilft.