Industriellenvereinigung stellt ihren „Österreich-Fahrplan“ vor

Die Industriellenvereinigung (IV) hat heute ihren „Österreich-Fahrplan“ vorgestellt. Georg Knill, Präsident der IV, beklagte bei der Präsentation hohe Abgaben, einen Mangel an Fach- und Arbeitskräften und eine überbordende Bürokratie. Das seien die größten Hemmschwellen für den Industriestandort Österreich.

Die österreichische Industrieproduktion werde heuer voraussichtlich um vier Prozent zurückgehen. Offen sei noch, ob die Wirtschaft heuer stagniere oder sogar einen Wirtschaftsabschwung verzeichne. Rund 800 Fachleute haben im Rahmen der IV-Fachausschüsse eine Handlungsempfehlung ausgearbeitet.

Senkung der Abgabenquote auf 40 Prozent

Die Abgabenquote solle bis 2030 von derzeit 43,5 Prozent auf 40 Prozent gesenkt werden, sagte Knill. Ein gut ausgebauter Sozialstaat müsse nicht zwangsläufig mit einer hohen Abgabenquote Hand in Hand gehen, betonte die IV in ihrem Strategiepapier. Länder wie Island (34,9 Prozent) und die Niederlande (39,9 Prozent) hätten deutlich niedrigere Abgabenquoten. „Ein Prozentpunkt weniger entspricht 4,5 Milliarden Euro“, veranschaulichte Knill den Effekt. Dennoch würden die Einnahmen für den Staat bis 2030 steigen.

Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Der Mangel an Fach- und Arbeitskräften sei ein weiteres Problem des Industriestandortes Österreich, betonte der IV-Präsident. Ein Schritt sei die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie mehr in die Bildung zu investieren. In den nächsten zehn bis zwölf Jahren würde laut Experten eine Lücke von rund 540.000 Erwerbstätigen entstehen.

Bis 2027 wolle die Regierung mindestens 15.000 Rot-Weiß-Rot-Karten jährlich ausstellen. Allerdings bedürfe es dazu gemeinsamer Anstrengungen, eines Ausbaus der Auslandsschulen und gezielter Initiativen. Aktuell sei Österreich im OECD-Vergleich für hoch qualifizierte Arbeitskräfte nicht sehr attraktiv, sondern im schlechteren Mittelfeld, sagte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.

Die Bürokratie belaste die Industrie zusätzlich, führte die IV in ihrem Strategiepapier an. Die Infrastruktur – sowohl bei der Straße als auch bei leistungsfähigen Netzen und einem Breitbandinternet – sei dringend notwendig. Zwar gebe es mittlerweile einige Verbesserungen. Um etwa die im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz definierten Ziele erreichen zu können, bedürfe es jedoch kürzerer Genehmigungsverfahren.