Nach SORA-Papier: Marktforscher fordern ethische Standards

Nach dem unbeabsichtigt an die Öffentlichkeit gelangten „SPÖ-Strategiepapier“ von SORA hat der Verband der Marktforscher Österreichs (VMÖ) die Einhaltung ethischer Standards gefordert.

„Eine unwahre Positionierung und Selbstdarstellung“ eines Instituts sei eine inakzeptable Täuschung, „insbesondere dann, wenn in der gewünschten Wahrnehmung Neutralität und Unabhängigkeit suggeriert wird, aber versteckt die Interessen einer Partei vertreten werden“, so VMÖ-Vorstand Alice Flamant heute in einer Aussendung.

„Hier sollte Transparenz herrschen“

Es sei zu prüfen, ob mit der angeblichen Positionierung öffentliche Mittel erlangt wurden, mit denen dann in Wahrheit Parteizwecke verfolgt wurden, forderte Flamant in einer Stellungnahme.

Objektivität und Glaubwürdigkeit seien für Markt- und Meinungsforscher essenziell, betonte der VMÖ. Alle Mitglieder des Verbandes hätten den gültigen Normen und ethischen Standards zugestimmt. „Auftraggeber sollten wissen, wenn es eine Zusammenarbeit mit weiteren relevanten Marktakteuren gibt. Hier sollte Transparenz herrschen. Allein der Anschein von Beeinflussung ist zu vermeiden“, hieß es.

Zweiter Branchenverband wehrt sich gegen Kritik

Der Kritik gegenüber verwahrte sich der zweite Branchenverband, dem auch SORA angehört. „Die Hochrechnung erfolgt auf Basis ausgezählter Wahlsprengel nach dem Schließen der Wahllokale. Es kann in diesem Prozess keine politische Beeinflussung geben“, so Edith Jaksch vom Verband der Markt- und Meinungsforschungsinstitute Österreichs (VdMI) in einer der APA übermittelten Stellungnahme. SORA habe in den letzten Jahrzehnten an den Wahlabenden bewiesen, wie korrekt und exakt hier gearbeitet wurde.

Erklärungsbedürftig ist für den VdMI aber, dass in dem Strategiepapier von SORA der SPÖ eine Kooperation an Wahltagen angeboten wurde, die möglicherweise mit dem ORF als Auftraggeber nicht akkordiert war.

Der ORF hatte als Reaktion auf das an die Öffentlichkeit gelangte SORA-Strategiepapier für die SPÖ am Mittwoch seine Wahlzusammenarbeit mit SORA beendet.