UNO rechnet mit 120.000 Flüchtlingen aus Bergkarabach

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) schließt nach dem aserbaidschanischen Militäreinsatz in Bergkarabach nicht aus, dass alle bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner der Kaukasusregion nach Armenien kommen werden. „Wir sind bereit, mit bis zu 120.000 Menschen zurechtzukommen“, sagte heute die für Armenien zuständige UNHCR-Vertreterin Kavita Belani.

Bisher seien laut der armenischen Regierung fast 93.000 Menschen nach Armenien geflüchtet. Für die örtlichen Behörden sei das sehr herausfordernd. An den Registrierungszentren drängelten sich Massen erschöpfter und verängstigter Menschen.

Fast ein Drittel der Flüchtlinge seien Kinder, so ein weiterer UNHCR-Vertreter. „Unsere große Sorge ist, dass viele von ihnen von ihren Familien getrennt wurden“, sagte unterdessen die Regionaldirektorin Regina De Dominicis vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF). Wie viele Menschen am Ende insgesamt nach Armenien kommen werden, sei derzeit schwer einzuschätzen, so Belani.

Ranghoher proarmenischer Befehlshaber festgenommen

Aserbaidschanische Sicherheitskräfte nahmen unterdessen eigenen Angaben zufolge den stellvertretenden Befehlshaber der proarmenischen Kämpfer in Bergkarabach, David Manukjan, fest. Dieser werde verdächtigt, an „terroristischen“ Aktivitäten und anderen Verbrechen in der armenischen Enklave beteiligt gewesen zu sein, hieß es in einer Mitteilung. Zudem werde ihm die „Führung illegaler bewaffneter Gruppen“ vorgeworfen.

EU-Kommission fordert UNO-Mission in Bergkarabach

Die Europäische Union rief Aserbaidschan dazu auf, Beobachterinnen und Beobachter der UNO nach Bergkarabach zu lassen. Die Mission müsse in den kommenden Tagen erfolgen, sagte ein Sprecher der EU-Kommission. Als Folge des aserbaidschanischen Militäreinsatzes vor eineinhalb Wochen sei „ein Massenexodus von Armeniern aus Bergkarabach im Gang“. Die Menschen bräuchten dringend humanitäre Hilfe.

Kirchen rufen zu Gebet und Hilfe auf

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, und der Vorstand des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) riefen indes zum Gebet und zur tatkräftigen Hilfe für die Menschen in Bergkarabach bzw. die Geflüchteten auf.

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