Olivenöl
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Hitze und Unwetter

Ernteausfälle machen Olivenöl teurer

Die Mittelmeer-Länder schlagen Alarm: Nach Spanien und Griechenland befürchtet nun auch Italien herbe Ausfälle bei der Olivenernte. Als Hauptgrund werden Hitze und Trockenheit genannt, dazu kommen regional aber auch Unwetter und Schädlinge. Gerechnet wird mit einem deutlichen Preisanstieg für Verbraucherinnen und Verbraucher.

Die Produktion von Italiens Olivenöl droht gegenüber 2022 um die Hälfte zu sinken. „Für die nächste Olivenanbausaison rechnen wir mit einem Preisanstieg von 30 bis 40 Prozent auf Großhandelsebene, wir Erzeuger werden einen Liter Öl für neun Euro pro Kilo verkaufen, und in den Regalen wird das italienische Öl zehn bis elf Euro pro Liter kosten“, berichtete Gennaro Sicolo, Präsident von Italia Olivicola.

Die größte nationale Organisation von Olivenproduzenten umfasst 47 Genossenschaften in allen italienischen Provinzen. Für Konsumentinnen und Konsumenten bedeute das eine Verteuerung von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Preis für Olivenöl werde zumindest in den nächsten zwei Jahren nicht sinken, sagte Sicolo laut Medienberichten.

Zuerst zu viel Regen, dann Trockenheit

Ende September begann die Olivenernte in Sizilien, in diesen Tagen beginnt sie auch in Kalabrien und Apulien. Vor allem in Mittelitalien ist die Produktion nicht so hoch, da die Regenfälle im Mai und Juni die Bestäubung der Olivenbäume während der Blütezeit beeinträchtigt haben. Zuletzt kämpfte man umgekehrt mit Trockenheit.

In Apulien sorgten auch noch Hagelstürme für Ausfälle, und das Feuerbakterium ließ in den vergangenen Jahren schon Millionen Olivenbäume sterben. Die Nachfrage in Italien liegt bei einer Million Tonnen. Daher muss ein Großteil der Nachfrage aus dem Ausland gedeckt werden.

Arbeiter während der Olivenernte in Masseria San Martino, Italien
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Olivenernte in Italien 2020 – damals gab es kaum Ausfälle

Deutlicher Preisanstieg in Spanien

In Spanien sind die Ölpreise nach einer schlechten Ernte im Vorjahr bereits gestiegen – seit Jahresbeginn waren es nach Angaben der Verbraucherorganisation Facua um 42 Prozent. Wirtschaftsministerin Nadia Calvino rief bereits Mitte September alle beteiligten Wirtschaftsakteure zu einer gemeinsamen Anstrengung auf, um die Preise unter Kontrolle zu halten. Spanien ist der größte Olivenproduzent weltweit.

Die Ernte in der Saison 2022/2023 war nach einer extremen Dürre jedoch mit 673.000 Tonnen nur halb so groß ausgefallen wie der Durchschnitt der vorherigen Jahre. Für heuer geht man nach einer Hitzewelle mit Temperaturen jenseits der 40 Grad von 750.000 Tonnen aus.

Olivenhain während einer Dürreperiode in Chiclana de Segura, Spanien
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Olivenhain während einer Dürreperiode in Chiclana de Segura, Spanien

Rafa Guzman, ein Olivenbauer in Jaen und Vorstand des größten spanischen Landwirtschaftsverbands Asaja, sagte gegenüber dem „Guardian“, in einigen Regionen sei die Ernte aufgrund von Dürre um 70 bis 80 Prozent zurückgegangen.

Produktionsmenge wohl unter Nachfrage

Griechenland wird nach extremer Hitze und Problemen mit Fruchtfliegenbefall heuer nur 200.000 Tonnen produzieren, ein Drittel weniger als im Vorjahr, berichtet der „Guardian“: Manolis Yiannoulis, der Vorsitzende des griechischen Branchenverbands für Olivenöl, geht von einem Preisanstieg von „mehr als 100 Prozent“ aus.

Nach Angaben des International Olive Council (IOC) wird die weltweite Produktion voraussichtlich auf 2,4 Mio. Tonnen zurückgehen, heißt es im „Guardian“. Das ist weit weniger als die weltweite Nachfrage von etwa drei Mio. Tonnen.

Landwirt zeigt trockene Oliven in seinem Olivenhain in den Bergen über dem Stausee Entrepenas in Spanien her
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Trockene Oliven in der Provinz Guadalajara in Zentralspanien

Import aus Südamerika

Ersatz für die Ausfälle in den europäischen Mittelmeer-Ländern ist schwierig zu finden. Tunesien, die Türkei und Syrien haben vor Kurzem den Export von Olivenöl gestoppt, um ein lokales Grundnahrungsmittel vor den hohen internationalen Preisen zu schützen.

Der weltweit größte Produzent, das ehemals italienische und nun mehrheitlich vom chinesischen Konzern Bright Foods kontrollierte Unternehmen Filippo Berio muss mittlerweile Lieferungen aus Südamerika importieren. Walter Zanre, der Geschäftsführer des britischen Zweigs des Unternehmens, sagte dem „Guardian“, man sei gezwungen gewesen, Olivenöl aus Chile zu importieren, um die Lücke vor der diesjährigen Ernte zu schließen. In Europa gebe es keine Großhandelsvorräte mehr.

Erfolgreiche Versuche in Österreich

Wird es im Mittelmeer-Raum zu heiß, so könnten dafür Olivenbäume in Österreich eine Zukunft haben: Der Wiener Verein „AgroRebels“ befasst sich seit einigen Jahren wissenschaftlich damit, ob Olivenanbau bei uns ertragreich betrieben werden kann. In Kooperation mit der Firma Pannonia Palmen von Markus Fink will man der Olive Boden und den Bäuerinnen und Bauern eine neue Perspektive verschaffen.

„Wir haben dann einige Sorten herausspezifizieren können, die sehr, sehr vielversprechend waren. In sechs verschiedenen Bundesländern Österreichs haben wir es probiert.“ Mittlerweile stehe fest: „Im kompletten Osten Österreichs kann man sagen, wenn man eine gute Hanglage hat und den Boden bearbeitet, kennen wir Sorten, die funktionieren.“ Derzeit habe man rund 30 Partnerlandwirte, die die Olive meist auf bisherigen Brachflächen anbauen. Im Burgenland spricht man schon von einem kleinen Olivenhype – mehr dazu in burgenland.ORF.at.