Nach Angriff: Kosovo für Auslieferung aller Beteiligten

Der Kosovo will von Serbien die Auslieferung all jener Personen an Prishtina fordern, die „an der Planung und Umsetzung der Terroristenaktion“ am 24. September in Banjska beteiligt waren. Der kosovarische Innenminister Xhelal Svecla sagte dem Sender „Free Europe“, dass die Aufforderung an Belgrad durch internationale Partner erfolgen werde.

Am vergangenen Sonntag hatte ein 30-köpfiger, schwer bewaffneter serbischer Kommandotrupp in der Ortschaft Banjska bei Mitrovica Stellung bezogen und sich Kämpfe mit der kosovarischen Polizei geliefert. Dabei waren drei serbische Angreifer sowie ein kosovarischer Polizist getötet worden.

In seiner Erklärung behauptete der mutmaßliche Anführer der Gruppe, der kosovo-serbische Geschäftsmann Milan Radoicic, die Aktion auf eigene Faust ausgeführt und keine offiziellen Stellen in Serbien darüber informiert zu haben.

Radoicic einvernommen

Radoicic wurde heute von der serbischen Polizei zu den Ereignissen einvernommen. Das Innenministerium werde seinen Bericht zu der Einvernahme der Belgrader Staatsanwaltschaft zur weiteren Vorgangsweise zustellen, hieß es in einer Aussendung des Ministeriums.

Aus der Aussendung ist zu entnehmen, dass sich Radoicic derzeit wohl in der serbischen Hauptstadt aufhält, wenngleich das nicht ausdrücklich erwähnt wurde.

Innenminister: „Über 80 Terroristen“ beteiligt

In einer durch seinen Anwalt in Belgrad verlesenen Mitteilung teilte Radoicic zugleich mit, als Vizevorsitzender der Serbischen Liste, der Partei der Kosovo-Serben, zurückzutreten. Svecla ist nach wie vor davon überzeugt, dass Radoicic nicht auf eigene Faust, sondern mit Unterstützung des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic, handelte. Die bisherigen Ermittlungen hätten gezeigt, dass an dem Angriff in Banjska „über 80 Terroristen“ beteiligt gewesen seien, so der kosovarische Innenminister.

Auch der Belgrader Militäranalyst Aleksandar Radic erklärte in serbischen Medien, dass es unmöglich sei, dass der Staat im Voraus keine Information gehabt habe. „Es ist unmöglich, dass jemand die Ausbildung und Ausrüstung für eine paramilitärische Einheit vornimmt und dass unsere Sicherheitsdienste das nicht sehen“, wurde Radic heute vom Internetportal Kossev zitiert.

Vucic bekräftigte gestern Abend erneut, dass Radoicic der Vorladung der serbischen Justiz folgen werde. Sie habe Fragen zu stellen, und er werde nicht fliehen oder sich verstecken, zeigte sich Vucic überzeugt. Zuvor hatte er erklärt, dass sich Radoicic in Serbien aufhalte und nicht verletzt worden sei. Genaueres über den aktuellen Aufenthaltsort des Geschäftsmannes wollten am Freitag weder Vucic noch der Anwalt enthüllen.