Japanische Boyband-Schmiede will Opfer entschädigen

Die von einem Missbrauchsskandal um ihren verstorbenen Gründer erschütterte japanische Boyband-Schmiede Johnny & Associates will unter neuem Namen und mit einer neuen Firma ihren ramponierten Ruf wiederherstellen.

Der neue Präsident der Agentur, Noriyuki Higashiyama, gab heute auf einer live im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz bekannt, dass das Unternehmen in Smile-Up umbenannt werde, um sich von Firmengründer Johnny Kitagawa zu distanzieren.

Der 2019 im Alter von 87 Jahren verstorbene Japaner wird beschuldigt, Hunderte von Buben und jungen Männern sexuell missbraucht zu haben. Das umbenannte Unternehmen wird sich darauf beschränken, Entschädigungsansprüche der Opfer Kitagawas zu bearbeiten. Sobald die Entschädigungszahlungen, die im November beginnen sollen, abgeschlossen sind, wird das Unternehmen aufgelöst.

Fehlverhalten eingeräumt

„Ich möchte jede Spur von Johnny Kitagawa aus dieser Welt tilgen“, teilte die Ex-Chefin Julie Keiko Fujishima in einer verlesenen Stellungnahme mit. Die Nichte des Firmengründers hatte das sexuelle Fehlverhalten ihres Onkels kürzlich eingeräumt und war daraufhin zurückgetreten.

Kitagawa war eine der mächtigsten Persönlichkeiten der milliardenschweren japanischen Unterhaltungsindustrie und machte die Mitglieder vieler Boybands wie SMAP und Arashi zu Stars. Er soll jahrzehntelang Hunderte von Teenagern, die Popsänger werden wollten, missbraucht haben.

Doch seine Machenschaften wurden stets vertuscht. Ein mit den Vorwürfen befasstes Gremium wurde bisher von 478 Missbrauchsopfern konsultiert, von denen 325 eine Entschädigung beantragten, hieß es.

Man werde ein neues Unternehmen gründen, um neue Musiktalente zu entdecken und zu fördern, teilte Higashiyama weiter mit. Auch die neue Talentmanagement-Firma, die innerhalb eines Monats gegründet werden soll, wird von Higashiyama geleitet werden. Man werde die Fanclubs bitten, einen Namen für die neue Agentur zu finden, hieß es.