Innenhof einer Wohnhausanlage
ORF.at/Christian Öser
Statistik-Austria-Erhebung

Wohnkosten bleiben hohe Belastung

Die Wohnkosten stellen für viele Menschen in Österreich eine hohe Belastung dar. Das zeigt die von der Statistik Austria durchgeführte Erhebung „So geht’s uns heute“ zu sozialen Krisenfolgen im zweiten Quartal 2023. Hingegen gaben im Vergleich zum Vorjahr weniger Personen an, ihr Einkommen habe sich verringert, zeigen die am Dienstag veröffentlichten Daten.

Für 22 Prozent der Bevölkerung sind die Wohnkosten eine große finanzielle Herausforderung – der Wert liegt um vier Prozentpunkte höher als im Vorjahr, wie aus der Statistik-Austria-Erhebung hervorgeht. Gebessert haben sich die Zahlen in Hinblick auf die verfügbaren finanziellen Haushaltsmittel: Gaben im zweiten Quartal 2022 noch 37 Prozent an, ihr Einkommen habe sich in den letzten zwölf Monaten verringert, sind es nun 32 Prozent der insgesamt 3.300 Befragten zwischen 18 und 74 Jahren.

Das sei ein Trend, der sich fortsetze, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Als Hauptgrund für Einkommensverluste wird nach wie vor die Inflation ausgemacht. Gleichzeitig berichteten 23 Prozent von einem Anstieg ihres Haushaltseinkommens in den letzten zwölf Monaten.

Lage von Alleinerziehenden verschlechterte sich

17 Prozent der Befragten fällt ein Auskommen mit dem Einkommen nach wie vor schwer, geht aus der Erhebung hervor. Der Anteil blieb im Vergleich zum Vorquartal und -jahr fast unverändert. Diese Schwierigkeiten spürten vor allem Personen mit niedrigem Haushaltseinkommen (zu 44 Prozent) sowie Personen aus von Arbeitslosigkeit betroffenen Haushalten (zu 42 Prozent).

Grafik zeigt Daten einer Umfrage zu finanziellen Herausforderungen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Statistik Austria

Verschlechtert hat sich die Situation von Alleinerziehenden: Im ersten Quartal 2023 hatten noch 30 Prozent der Personen in Einelternhaushalten Schwierigkeiten, mit ihrem Einkommen auszukommen, im zweiten Quartal 37 Prozent.

Unerwartete Ausgaben für Drittel ein Problem

Unerwartete Ausgaben in Höhe der Armutsgefährdungsschwelle von 1.370 Euro zu bewältigen stellte für 28 Prozent der Befragten ein Problem dar. Der Wert blieb im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Ihre Ausgaben für größere Anschaffungen verringern wollen 46 Prozent. 41 Prozent wollen gleich viel für größere Anschaffungen ausgeben, 14 Prozent wollen mehr ausgeben.

In Bezug auf die österreichische Wirtschaftslage zeigten sich die Befragten zwar nach wie vor pessimistisch – 60 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Das stellt allerdings eine Verbesserung dar, lag der Wert im Vorjahr doch noch bei 80 Prozent. Zehn Prozent gaben sich hingegen optimistisch.

Rauch sieht Entspannung der Lage

Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) sah eine Entspannung der Lage. „Auch wenn die hohe Inflation für viele Menschen eine Herausforderung bleibt: Insgesamt entspannt sich die soziale Lage“, so Rauch in einer Aussendung. Er sieht die Ergebnisse der vom Sozialministerium und Eurostat finanzierten Befragung als „Bestätigung, dass die Maßnahmen der Regierung wirken“.

Auch im nächsten Jahr sei eine treffsichere Unterstützung sichergestellt, der Minister verwies etwa auf die Valorisierung der Familien- und Sozialleistungen und die monatlich zusätzlichen 60 Euro pro Kind für armutsgefährdete Familien.

Momentum: Sozialleistungen weiter anheben

Kritisch schaut das der Arbeitnehmervertretung nahestehende Momentum Institut auf die Daten. Seit Beginn der Teuerungskrise Ende 2021 sei der Anteil der Menschen, für die ein erheblicher Teil der lebensnotwendigen Dinge nicht finanzierbar ist, um 80 Prozent gestiegen, rechnete man vor.

So sei etwa auch der Anteil jener, die ihre Wohnung nicht angemessen warm halten können, im Vergleich zum Jahresende 2021 um 80 Prozent auf 710.000 Menschen gestiegen. Mehr als eine halbe Million Menschen könnten sich nicht täglich ein Hauptgericht leisten. Das Institut empfiehlt, alle Sozialleistungen über die Armutsgefährdungsschwelle anzuheben. Auch eine Kindergrundsicherung und ein kostenloses und flächendeckendes Kinderbetreuungsangebot seien hilfreich.